Ich sitze in einem langsamen Zug / Er ist langsam, obwohl er nicht hält, oder nur hält an Orten, an denen zu halten, es keinen vernünftigen Grund gibt / Wie die Haltepunkte der Autoreisezüge / Neu-Isenburg statt Frankfurt zum Beispiel / Der Zug nach Süden / Es braucht eine Menge, mich zum Lachen zu bringen, es braucht einen Zug, um mich lebendig zu töten / Ich habe keine Sympathien mehr für sinnloses Gequirl dieser jungen Mädchen / Was für eine Parade! Was für ein Krieg! La Strada! / Clothes by mari mekko / Was für eine Verschwendung! / Munich nous appartient / Ich habe keine Argumente und trinke Kaffee aus Plastikbechern, Whiskey mit Honig gegen die lästige Verschleimung / Die Telefonglocke steht auf Lautstärke Sechs, ich habe ihre fallenden Dreiklänge satt / Ich stelle den Kassettenrecorder ein, es ist eigentlich ein Radio, das die Hilfeschreie der Tamilen aus Ceylon empfangen kann, aber heute brummen sie alle nur noch und die dicke gelbe Sonne über Regensburg oder Nürnberg ist eine Beleidigung für Augen, die an das verhangene, schüchtern milchige Lächeln des Ruhrgebiets gewohnt sind / Der Zug fährt nicht nach Paris / Die Freiwillige Selbstkontrolle hat ein Arrondissement, in dem sie ihre Fetische versteckt / Aus einer anderen Welt sind sie und Stenotypistinnen gehen dort über die Straße, die mehr Geld in Maniküre stecken als Sleepy John Estes je für Gitarrensaiten aufwenden konnte / Fetische noch aus den Dreißiger Jahren / Die schwarzen Völker und die roten Sterne, das Licht der alten Städte, in denen die Heulenden sich noch als Wölfe fühlen durften / Ein Idiot, wer davon träumt / Nicht nötig, so wahr / Die Stimme des verfluchten alten Mannes geht mir nicht aus dem Kopf und er singt vom Süden, in den wir nicht wollen, aber müssen, hoffend daß unsere Söhne noch am Leben sind und alle um uns herum auf diesem Zug schlafen und langweilen.
Eines Montags nacht / So heiß wie es nur Fahrenheitgrade ausdrücken können / Das schwere gelbe Buch ist mir aus der naßgeschwitzten Hand gerutscht und hat die blecherne Tasse mit kaltem schwarzen Kaffee umgestoßen / Sie stammt noch aus der Zeit als man sich gerne Sachen aus der People’s Republic 0f China kaufte / vor Deng Hsiao Peng / Ich teile diesen Raum seit drei Tagen mit Archie / Er ist schwarz und zum ersten Mal in Italien / Vorher hatte er ein Engagement in Kopenhagen, er spielte Alt bei einem dänischen Quartett, das ihn nicht verstand / Über seinem Bett hängt ein Schild: „Heaven or Hell which road are you on?“ / Er singt vor sich hin: „Did you see Jackie Robinson hit that ball“ / Dabei spielt er auf einem imaginären Vibraphon.
Ich habe gestern dieses Mädchen wiedergesehen / Sie verschwand in einem Coffee Shop namens „Disco Donut“ auf der vierzehnten Straße / Ich stellte mich zu den Drogenhändlern auf der anderen Seite der Third Avenue und wartete, bis sie wieder herauskam / Was sollte ich ihr sagen? / Daß sie wie die humorloseste Schönheit der Welt aussieht? / Ich habe keine Argumente und pinkle das amerikanische Bier am liebsten in die Rille dieses Genie-Clubs in der vierten Straße / Ihre Flachheit wird nur noch von ihrer Arroganz übertroffen / Eines Tages wird sie sich ärgern, daß sie nie gelernt hat, wie man richtig auf der vierzehnten Straße lebt / Sie wird nicht mehr herabschauen auf die, die es ihr schon seit Jahren vormachen / Sie wird den großen Betrug durchschauen und mich um einen Rat fragen, der dann sehr teuer sein wird / Ach, Jim wird mir immer unerträglicher/ Ob ich nicht seine Schwester ausführen wollte? / Bin ich Norman Mailer? / Fand ich es so wichtig, Charlie Parkers schwarzen Junkie-Schwanz zu lutschen?
Am nächsten Tag war die ganze Bande verschwunden / Jane hatte mir diese Blumen zurückgeschickt und eine Senfgurke in den Korb gepackt / Ich lese Saint John Perse und Cummings und hasse alle beide, mein Onkel hat mir geschrieben, ich weiß nicht, wie er mich hier hat ausfindig machen können / Heute schrieb mir die Kommunistische Partei Norwegens, daß man mich ausgeschlossen hätte / Morgen fahre ich vielleicht nach Helsinki / Ich will diesen Winter wieder nach Süden / Ganz langsam / Ich weiß niemanden, der mir folgen könnte, aber die Dichter, die ich kenne, werden mir sicher auf dem Weg entgegenkommen / Ich habe gestern eine Oboe gekauft und mich an ein Mädchen aus Karlskrona herangeschlichen / Wir haben die Nacht zusammen verbracht / Als sie anfing, meinen Hund zu ärgern, mußte ich sie rausschmeißen / Ich habe auch wieder von der Freiwilligen Selbstkontrolle gehört / Sie wollen einen Song über dieses Mädchen machen, von dem ich erzählt hatte / Ich traf sie in Turin und sie wollte mit mir über Pavese reden / Sie nennen sie die Venus im Pelz / Ich habe auch Deinen Brief bekommen, als ich dem Boten öffnen wollte, ging der Türknauf kaputt / Die Frage, wie es mir gehe, ist wohl irgendeine Art Witz.
