Zweimal ZickZack

Die Zeit zwischen Neujahr und Sylvester ist eh die fieseste im Jahr. Dementsprechend schlecht war die Stimmung beim ZZ-Fest Nr. soundsoviel in der Markthalle. Die Punks waren sauer, daß sich seit Monaten kein Veranstalter findet, der in Hamburg Konzerte mit ihren Gruppen macht, obwohl es schon lange keine Randale mehr gegeben hat, besonders vom Rip-Off-„Konzern“ fühlten sie sich vernachlässigt. Und ihr zahlreiches Erscheinen bewies auch, daß die Nachfrage nach hartem Punk immer noch ziemlich groß sein muß. Dementsprechend schwer hatten es die Brausepöter mit ihrem Naiv-Beat, beim Publikum die Unmutsäußerungen einzudämmen. Radierer wurden mit ihrer kokett-provokativen Kindlichkeit schnell von der Bühne geholt und erst die Routiniers von Abwärts vermochten die Wogen zu glätten. Dann verließ der Großteil des Publikums die Halle und NASA aus Frankfurt konnten ungestört zu viert an diversen Cassetten-Recordern Krach machen. Danach kamen Einstürzende Neubauten, über die in diesem Heft ja schon genug Richtiges zu lesen ist.

Sylvester ging es weiter. Im Künstlerhaus tobten Chaos, Suff, schlechte und gute Laune und viele Dilettanten durften ihr Debüt geben. Andy Giorbino, als freundlicher Solo-Künstler, die Heilpraktiker als erdabgewandte Ein-Akord-Punk-Chaotiker, X- mal-Deutschland als Frauenband, während deren Auftritt ich anderweitig beschäftigt war, die Trancemitters als Hippies mit angemalten, nackten Tänzern (urgh!). Vielleicht gehörten die nicht dazu, aber sie paßten.

Zum neuen Jahr stand Padeluun und sein (PSPK) auf der Bühne und taten dasselbe, wie in den Pausen, als sie ihr Equipmentchen in einer anderen Ecke des Raumes errichtet hatten: Drei-Ton-jeder-kann-es-tun-Rock (?). Zur Feier des neuen Jahres ließ sich Padeluun von Alfred „the Geldschwein“ Hilsberg die Haare kürzen. Stimmung kam erst nach Mitternacht auf, als Palais Schaumburg, Hamburgs Nr. 1 Tanzschaffe die Bühne erklomm. Es folgten die zum Duo geschrumpften Vielleichtors: Ur-Vieleichtor und Neu-Hamburger Marcus Oehlen als Funk Gitarrero und Tuzina als Tierstimmenimitator und Pan-Flötist. Sänger aus dem Publikum griffen sich die freien Mikrophone. Den Ausklang bildeten die Geldschweine um Hamburgs „Rip-Off“-Clan, heute allerdings als Geldferkerl, weil die Geld-Muttersau Alfred nicht mitspielen wollte. Also machten Dr. Glorie, Ivan Ripoff und wie sich unsere kleinen Schweinchen noch so nennen, alleine Musik.