AAIH – AAIH – AAIH – AAIH

„Nichts was von uns ewig bleibt“
Male, „Clever & Smart“

Oder doch?

Brian Eno starrte glasig und von dem ihm eigenen Mißverständnis von Intellektualität umflort von dem Titelbild jener „Sounds“-Nummer, die im Januar 1980, den kurzen Weg dieser Zeitschrift zum flammenden Bannerträger des Untergrunds signalisieren sollte. Schlug man die Seite mit dem Titelbild um, wurde man der ersten Anzeige des jungen Rondo-Labels gewärtig. Das erste Independent-Label Deutschlands, das eine 1/1-Seite in einer Zeitschrift schaltete: s/w mit Schmuckfarbe blau. Überhaupt hatte Rondo immer viel Geld für Anzeigen – es stammte aus der Erbschaft des Mittagspause-Gitarristen und Labelchefs Frank Bielmeier – und wenigstens einen Jahrhundert-Slogan: „Männer mögen die Texte, Frauen lieben die Melodien.“

Mindestens zwei der acht Lieder, die auf vier Singles gepreßt, mit dieser Anzeige beworben wurden und nun hier gesammelt vorliegen, gehören zum Größten deutscher Pop-Musik. Viel größer als das Leben der Beteiligten früher oder später hätte ahnen lassen, larger than life eben.

Das Eine ist „Clever und Smart“ von Male. Male hatten sich mit lächerlichem, aber sympathischen Schülerpathos zur ersten deutschen Punkband proklamiert und eine LP „Zensur, Zensur“ veröffentlicht, für die Liebhaberpreise gezahlt werden. „Clever & Smart“ veranschaulicht die Geschwindigkeit mit der Jugendliche im entwicklungsfähigen Alter zu lernen bereit sind: eine Selbstdistanzierung mit goldenem Humor und einer goldenen Melodie. Werden Männer je wieder so jung? Die Rückseite hieß „Casablanca“, war ziemlich verschmitzt und unbeholfen und kann vergessen werden. Das Andere ist „Paff“, die Mittagspause-Adaption des großen amerikanischen Kinderliedes mit einem zu Tränen rührenden schwul singenden Peter Hein. Diese Single hatte auch noch eine A-Seite, die damals als „politisch und doch New Wave“ oder „New Wave und doch politisch“ gefeiert wurde: das großartige „Herrenreiter“ mit der Aufschlüsselung der deutschen Fahne als „Rot – die Erde der Vergangenheit / Gold – die Zähne unserer Väter / Schwarz – der Himmel unserer Zukunft.“ Kampfbahn Rote Erde: Mittagspause waren gut.

ZK waren Punks mit Sinn für Humor, kein Wunder, daß sie zum Teil den Kern der „Toten Hosen“ und der „Mimmis“ bilden sollten. Ihre Rondo-Single war der Versuch „mal etwas anderes“ zu machen und muß auch als solcher beurteilt werden. Aqua Velva entsprang den skurrileren Seiten des schon erwähnten Bielmeier. Keine Frage, daß diese Singles dazugehörten, zum Fundus des „real german underground“, wie ein amerikanischer Journalist einmal sagte. Keine Frage, daß diese Platte, die Sie jetzt in der Hand halten, für diesen Underground das ist, was für den amerikanischen „Nuggets“ war. Die Sixties-Garagenzusammenstellung von Lenny Kaye. Doch werde ich mich nicht der Patti Smith-Band anschließen.