Auf den unhipperen Feuilletonseiten der Republik stiftet dieser Film eine merkwürdige Unruhe: die einen umraunen ihn mit einer Wenders/Filmkritik-Remix-Schreibe, und die etwas simpleren Gemüter zeihen ihn der Gewaltverherrlichung. Dabei stößt einen Beate Klöckner recht deutlich auf das, was dieser Film sein soll: Kino über Kino, über die Wirkungsweise von Kino-Mythen und Attacke gegen einen stupiden Realismus-Begriff. Die Story handelt von einer Kinokassiererin, Filmgeschichten werden nicht nur einmal zitiert, Fernseher laufen, Filmplakate prangen, und ein etwas deplazierter junger Mann fragt das exzentrische junge Mädchen des öfteren recht unvermittelt, welchen Film sie gerade laufen haben oder ob sie mit ihrem Film zufrieden sei etc. So wie in den Siebzigern im Subkultur-Slang das Wort Trip zeitweilig durch Film ersetzt wurde: Da lief ein absolut irrsinniger Film, oder: Das ist nicht mein Film/Trip/Ding etc.
Die nächtlichen Ausflüge, die irrealen Komplotte, Autofahrereien und die superknappen wir-sind-cool-wir-stehen-auf-schwarze-Serie-Dialoge sind denn auch alles andere als aus dem Leben gegriffen; sie winken mit ihren campy Zaunpfählen, daß man die Absicht merken könnte und verstimmt das Kino verlassen könnte, gäbe es nicht den absoluten Glücksfall der Hauptdarstellerin Barbara Rudnik. Die schafft es ohne bemühten Gesichtsausdruck, die kühle Entschlossenheit von Film-noir-Vorbild Laureen Bacall mit dem verworfenen Sex von Barbara Stanwyck zu verbinden, ohne daß man ständig denken muß: ah Zitat, ah schwarze Serie, ah Melville!
Sie macht sich die zitierten Formen zu eigen, füllt sie mit neuem Leben und gibt „Kopfschuß“ über weite Strecken die Klasse, die so ein verspielter Zitaten- und Hommagefilm braucht. Wichtig für’s Gelingen dieser deutschen Nachtvision ist auch der hervorragende Soundtrack, der sich aus Titeln der 39-Clocks-LP zusammensetzt, Instant-Klassiker der neuen deutschen Nacht.

