Als ich las, daß drei Schwule eine Band gegründet hatten, weil ihnen ihr vorangegangener Lieblingszeitvertreib „Hetero-Bashing“ langweilig geworden sei, fühlte ich mich nicht nur nicht bedroht, denn was hätten diese drei schmächtigen Boys für eine Chance gegen einen dicken, ausgewachsenen Hetero, sondern sie hatten alle meine Sympathien.
Außerdem wäre ich auch schwul, wenn ich Bronski hieße.
Außerdem haben wir das Jahr der schwulen Popmusik. Nach Michael Jackson und Frankie mußte jetzt das Triptychon komplett werden. Noch so eine Ikone der Jetztzeit, wie man in Kunst- und Kirchenkreisen sagen würde.
Einer der Bronskis heißt wirklich Bronski, aber es ist nicht der, der so erbärmlich singt. Und zwar schlechter singt, als Tears Of Fears singen würden, wenn sie eine französische Gruppe wären.
Nun beruht das Konzept dieser Single („Smalltown Boy“) zum Teil darauf, durch die einsame Erbärmlichkeit dieser Stimme den Eindruck von der Erbärmlichkeit des Lebens eines kleinen, schwulen Jungen in einer Kleinstadt darzustellen. Er kann nicht schreien oder brüllen, um sich durchzusetzen. Er muß seine Kopfstimme benutzen. Er wimmert. Seine Mängel sind also für eine Single okay, obwohl das Konzept dem gleicht, gegen Analphabetismus mit abgeschnittenen Zungen zu kämpfen. Trotzdem.
Will man aber den Themenkreis erweitern, muß man sich etwas Neues einfallen lassen, und dazu kam es nicht und wird es nicht kommen. Bronski Beat sind eine vernachlässigbare Jaulband, der zu danken ist, daß sie als erste den schwulen, der weder Drag-Queen noch Ledermacho ist, in den Mittelpunkt gestellt hat, wo der Mensch immer stehen sollte.
Anhören kann man sich den Mist aber nicht.

