Captain Beefhearts drittes Album hieß TROUT MASK REPLICA. Für ernstzunehmende Leute ist es die wichtigste Platte der Epoche (= Jahrhunderts, der Nachkriegszeit, des Rock’n’Roll, seit Schönberg, seit Bernd Alois Zimmermann oder was immer man sonst unter „Epoche“ verstehen will).
Um TROUT MASK herum rankt und wuchert eine Disco- und Biographie, eine Mythologie, eine Weltanschauung, die seit fünfzehn Jahren immer mit der Rockgeschichte kreuzt, von ihr wegführt, elliptische Bahnen um sie zieht und nie an Reiz verliert, für die, die sich mit der Interpretation dieser Geschichte beschäftigen.
Dementsprechend viel ist bereits über die berühmte erste Phase der Magic Band geschrieben worden. SAFE AS MILK, das erste Album, bewegt sich zwar formal in konventionellen R&B, Soul und Blues-Strukturen, deutet aber schon die eigentümliche Melodik des Captain an und führt natürlich seine jedwede Musikologie sprengende Stimme vor. Wie er mal die Frequenzen seiner Stimmbandschwingungen auf enges, gepresstes Quäken zusammenzwängt, so daß ein Ton kaum noch auszumachen ist („Electricity“) oder ein anderes Mal so singt, daß neben dem von der Melodie vorgeschriebenen Ton noch mehrere Obertöne im gleichen Moment anzuklingen scheinen. Seine Texte hatten sich noch nicht völlig der assoziativen Wildnis seines Innenlebens geöffnet, aber schon der erste Satz im ersten Stück auf Seite Eins („Sure ’nuff n’ Yes I Do“) war eine Bestimmung seines Standortes: „I was born in the desert…“
Die nächsten drei Platten begründeten den bis heute monumentalen Ruf des Captain Beefheart alias Don Van Vliet. STRICTLY PERSONAL markiert noch ein Stadium des Übergangs, sowohl vom Material her, als auch von der Zusammensetzung der Magic Band: Ry Cooder, der (bei allem Respekt vor seinen Solo-Werken) mit seiner Gitarrenarbeit bei Beefheart wohl den Höhepunkt seiner Karriere erreicht hatte, spielte noch mit: noch waren der Blues und sein Rhythmus dominant, auch wenn ihn Beefheart zeitweise genial zerlegte, etwa in „Gimme Dat Harp, Boy“.
TROUT MASK REPLICA und LICK MY DECALS OFF, BABY waren um einiges radikaler und geschlossener. Hier hatte nicht nur Beefheart freie Bahn, die Musiker atmeten dieselbe Luft, hatten am selben Geist anteil. Beide Platten werfen die Kategorien tonal/atonal über den Haufen, weil die Musik ständig tonalen Gesetzen widersprechend neue, und durch Intonation und Phrasierung eindeutig vom Blues stammende Ordnungsprinzipien aufbaute. Beefheart, von dem es heißt er habe sich in seine frühen Prä-Magic Band-Tagen in seiner legendären Arbeit mit Zappa geweigert 4/4-Takt zu singen entwirft ständig neue vertrackte Rhythmen, die von seiner Band in polyrhythmische scheinchaotische Dschungel gesteigert werden, die trotzdem einen unverwechselbaren Stil hergaben. Und wilden Instrumentals wie „Hair Pie: Bake 1“ oder ungezügelter A Capella-Poesie wie „The Dust Blows Forward And The Dust Blows Back“ mit seiner genialen Schlußzeile: „Me and my girl named Bimbo/Limbo/Span“, standen immer schlichte,selbstbeschränkte, klagende Bluesnummern gegenüber wie „China Pig“; „I don’t wanna kill my China Pig“ wiederholte Beefheart mehrere Mal und man merkte, daß es ihm ernst war. Jeder Song dieser beiden Alben erfordert eigentlich einen Artikel für sich. Ich verweise daher auf einschlägige Sekundär-Literatur, wie etwa „Der rosa-baffe Morgen des Don Van Vliet“ in „Rock Session 3“.
Das war der Stand Anfang der 70er. Zwei sehr gelungene Rock-Alben folgten: THE SPOTLIGHT KID und CLEAR SPOT. Konventionelle Let’s-get-down-and-boogie-Musik aber mit dem gewohnten textlichen Standard und einer sehr kraftvollen Magic Band, und wenn er in seinem gegenwärtigen Live-Programm immer noch „Big-eyed Beans From Venus“ singt, zeigt das, daß wir zwei uns einig sind, daß dies der gelungenste Song der Phase war.
Beefheart hatte zu diesem Zeitpunkt einen Musiker-Stamm um sich, der die leicht wechselnden Magic Band-Besetzungen ausmacht und durch seine Fantasienamen Solidarität und Geistesverwandschaft mit dem Gruppenchef bezeugte: John French alias Drumbo, Wingeld Eel Fingerling alias Elliot Ingber, Rockette Morton, Antennae Jimmy Semens = Jim Simmons, Zoothorn Rollo, The Mascara Snake – oft waren es Zappa-Musiker, die die kreative Atmosphäre der Magic Band trotz der damit verbundenen Anstrengungen den gut bezahlten Facharbeiterjobs bei Zappa vorzogen: Jim Simmons, Arthur Dyer Tripp III , Roy Estrada, später Bruce Fowler u.a.
Anfang der 70er erstarkte Virgin, das damals so eine Art Avantgarde-Label war und nahm Beefheart, der Schwierigkeiten mit seinen Plattenfirmen hatte, unter Vertrag. Aber das Ergebnis war kläglich: die beiden Platten, die Beefheart bis 75 produzierte, sind grausige Kompromisse mit dem Moloch Pop, die ein ungezügelter, undomestizierter Mensch wie Beefheart nicht ohne den Totalausfall einiger seiner Fähigkeiten eingehen konnte. Beefheart verschwand aus dem Bewußtsein seiner Fans oder wurde zu den Akten gelegt, neben die anderen gebrochenen Genies.
Erst als eine Jugend die Stimme erhob, die in den entscheidenden Jahren des Heranwachsens mit Beefhearts wichtigsten Produkten konfrontiert worden ist, erinnerte man sich des Mannes in der Wüste, der sich in der Einsamkeit seines Familienlebens mit den Tieren der Wüste unterhielt, während an so unterschiedlichen Orten wie Swindon bei London (Partridge, XTC) oder Cleveland/Ohio (David Thomas, Pere Ubu) eine neue Jugend ihre neue Musik ausdrücklich auf Captain Beefheart zurückführte. Einer seiner lautstarken Fans, Lydon/Rotten, Flagschiff der Bewegung, hatte später einmal die Gelegenheit sein Idol zu treffen, eine Reporterin hatte das arrangiert in einem Restaurant von Los Angleles. Aber Lydon kam nicht und Beefheart war über seine Unhöflichkeit empört…
Die neue Öffentlichkeit verlangte nach Produkten, nach Nachrichten, Beefheart wurde erneut zum Terrain für Spekulationen, Mythen und Legenden, wie schon zu Zeiten von TROUT MASK. 1974 war er das letztemal in Europa gewesen, 75 erschien BLUEJEANS AND MOONBEAMS, das zweite und letzte der Pop-Alben. Danach begann bei Beefheart der Wiederaufbau: Den Kern der neuen Magic Band bildeten Gitarrist Jeff Morris Tepper, Drummer Robert Williams, Multi-Instrumentalist Eric Drew Feldman und der alte Getreue John French alias Drumbo, den Beefheart erst jetzt kurz vor der 80er Tour endgültig verschlissen zu haben scheint. Drumbo schloß sich einer Sekte an und wurde daraufhin aus der Band entfernt. Zwischen 76 und 78 wurden unzählige Kompositionen produziert, verschiedenste Chronisten nennen gigantische , vierstellige Zahlen über unveröffentlichte Beefheart-Kompositionen, mir gegenüber sprach Don Van Vliet von 8964, die allerdings noch nicht alle arrangiert seien. Das Ergebnis der legendären BAT CHAIN PULLER-Tapes war das in den USA 1978, hier aber erst knapp zwei Jahre später veröffentlichte Album SHINY BEAST, das eine inspirierte, aber wenig zusammenhängende Tour de Force, durch die verschiedensten Stilbereiche des Don Van Vliet bietet. Der Einsatz des Ex-Zappa-Posaunisten Bruce Lambourne Fowler zeitigt zwiespältige Resultate. Und auch sonst hört man auf SHINY BEAST ab und an noch die Spuren einer obskuren Zappa/Beefheart Live-Tour, die ein, gemessen an der Quantität Genie, die zusammentraf, ziemlich mittelmäßiges Live-Album namens BONGO FURY (der Titel gibt in etwa die Geisteshaltung der Musik wieder) hervorbrachte. Auf SHINY BEAST taucht diese Vergangenheit in Form einer gewissen Zickigkeit mancher Arrangements auf. Alles in allem war dieses Album weniger ein Kunstwerk als das Versprechen auf kommende Kunstwerke.
1980: DOC AT RADAR STATION. „Ich will dir was verraten“, sagt Don Van Vliet in einem konzentrierten Moment während unseres Interviews zwischen zwei Shows im ausverkauften Venue und rückt etwas näher „Ich bin mit diesem Album meinen persönlichen Vorstellungen näher gekommen als jemals zuvor seit…“ (überlegt) …„CLEAR SPOT“, falle ich ein. „Nein, seit LICK MY DECALS OFF, BABY“. Bevor ich Beefheart treffe, lese ich irgendwo, daß er die meisten Interviewer begrüßt, indem er ihnen eine unsinnige oder sehr spezielle Beobachtung mitteilt und dann dessen Reaktionen prüft. Nach der ersten (gigantischen, aber dazu später) Show suchen wir „Little Donald“, wie ihn Virgins Pressereferentin nennt, in seiner Garderobe. Dort sitzt jedoch nur Brave-Midnight Hat-Size Snyder, der Mann, der in drei Wochen 29 Songs lernen mußte und deutet auf die verschlungenen Katakombengänge, da hin sei Donald verschwunden.
Wir treffen ihn von drei weiblichen Fans umringt, das Sopransaxophon in der Linken, ein abgewetztes Piastiktütchen mit Zeichnungen und Texten in der Rechten. „Da unten stinkt es, es stinkt infernalisch… ein Geruch, die Hölle!“ Objektiv stank es da unten natürlich überhaupt nicht, aber ich stimmte ihm zu, während alle anderen auf den objektiven Wahrnehmungen ihres Geruchssinns und den daraus abgeleiteten Erkenntnissen hartnäckig beharrten.
…„Der Mann versteht mich!“
Wir bahnen uns durch den Vordereingang unseren Weg durch die Menge, die bereits für die letzten Karten zur zweiten Show an diesem Abend ansteht. Viermal war es bis jetzt ausverkauft. Die Menge wirft dem Captain Scherzworte zu. Herzensgut lächelt er zurück. Er genießt den Rummel um seine Person und blickt sich nach jedem Wort um. Beim Interview nebenan im Cafe reagiert er auf jedes Geräusch, daß irgendein Kellner in irgendeiner Ecke des Lokals macht und dreht sich um, untersucht aufs genaueste die Quelle des Geräusches. Auf der Bühne haben wir drei Instrumentals gehört, zwei davon waren schon auf DOC AT RADAR STATION („As Close As A Rabbit Gets To A Parrot“) Ich frage Beefheart, wie es kommt, daß bei diesen Instrumentals exakt die LP-Version reproduziert werden könne, ob diese Stücke von ihm vorgeschrieben wären oder ob es vielleicht Kompositionen der betreffenden Musiker seien?
„Ich würde nie einen Musiker an Kompositionen mitwirken lassen. Nichts gegen meine Musiker. Sie sind die besten. Alle. Sie können alles, aber sie dürfen nicht komponieren. Ich komponiere zu Hause ununterbrochen und auch auf der Tour. Ich habe auf dieser Tour schon wieder dreieinhalb LPs geschrieben… Nein, ich nehme meine Kompositionen zu Hause mit dem Flügel auf Band auf und die Musiker erarbeiten sich die Stücke, der Gitarrist, ich meine den neuen Gitarristen, Brave-Midnight Hat-Size Snyder, er ist wirklich der beste, er kann alles, die anderen auch, sowieso, aber er ist der Indianer…“
Wieso, er ist doch blond?
„Na und, es gibt auch blonde Indianer, sie sind sehr musikalisch. Außerdem ist er nicht blond, ich nenne das nicht blond… aber ihnen allen wird es bald schlecht gehen, den Indianern, den Tieren … (unverständliche Monologfetzen folgen) … Reagan, dieser schlechte Schauspieler! Ich habe es in England erfahren, ich konnte es nicht fassen!“
Sollte man ihn beseitigen?
„Pfui nein. Ich glaube nicht an so etwas. Füttert ihn mit Heu! Stopft ihn bis obenhin mit Heu voll, so daß er sich nicht mehr bewegen kann. Er ist ein zu schlechter Schauspieler. Ich habe schon einen Song über ihn, bzw. meine Angst vor ihm gemacht als er noch nicht mal Gouverneur von Kalifornien war, ‚Beatle’n’Bones And Smokin’ Stones‘.“ (auf STRICTLY PERSONAL).
Beefhearts Band hatte an diesem Abend nicht nur die neuen Songs von SHINY BEAST und DOC AT RADAR STATION von dem etwas akademischen Beefheart-erweckt-mit-neuen-jungen-Leu-ten-den-alten-Beefheart- Ruch befreit und diese Stücke als lebendige, aktuelle Äußerungen dieses wildernden Gehirns deutlich gemacht, sondern auch sehr gefühlvoll und genau alte Stücke neu erweckt: „Abba Zabba“ und „Drop Out Boogie“ von SAFE AS MILK, „Kandy Korn“ von STRICTLY PERSONAL, „The Dust Blows Forward And The Dust Blows Back“, „The Old Fart At Play“ u.a. von TROUT MASK REPLICA und „Big-eyed Beans From Venus“ von CLEAR SPOT. Wie kommt es, daß die Band all diese Stücke spielt und spielen kann, die doch größtenteils geprägt sind durch den sehr persönlichen Stil der ehemaligen Mitglieder?
„Sie beschäftigen sich mit nichts anderem seit vier Jahren. Wir sehen uns oft und sie kennen wirklich fast das ganze Cpt. Beefheart-Programm, wir können wirklich jeden Abend ein anderes Programm spielen.“
Was ist mit Beefhearts sagenumwobenen Tätigkeiten als Maler, Bildhauer und Schriftsteller?
Er deutet auf die Plastiktüte: „Das habe ich heute gemacht (ein vollgemalter DIN A 4 Block schaut aus der Tasche). Ich habe inzwischen einen wirklich guten Agenten gefunden. Einen Chinesen, er versteht was vom Geschäft. Er wird einige Ausstellungen mit mir machen, einen meiner Gedichtbände herausbringen und endlich auch einen meiner Romane… Dieser Reagan … Ich war neulich in New York und habe da zum ersten Mal die deutschen Expressionisten gesehen, es war überwäligend für mich. Die haben damals schon genauso gedacht wie ich heute, unabhängig von ihnen. Kennst du „Nosferatu“? Das stammt auch aus der Zeit…“
Kennst du den ersten „Mabuse“?
„Klar, Fritz Lang, ich verehre ihn. Ich wollte ihn einmal bei mir in der Wüste treffen. Er hat bis zu seinem Tod in der Nähe von mir und meiner Frau gelebt, aber das Treffen hat leider nicht geklappt… “
Welches war das letzte Buch, das du gelesen hast?
„Kurzgeschichten von Jorge Luis Borges. Er ist überwältigend.“ (Vor dem Cafe drücken ein paar Fans ihre Nase platt, ein Mädchen kommt rein und will Beefheart von Jesus erzählen. Freundlich weist er sie ab: „Wenn du das glaubst…“)
Hast du so viel Erfolg und Fans in den USA wie hier?
„Oh ja. Wir spielten in ew York im „Bottom Line“ und Belushi, Diane Keaton, Woody Allen kamen alle zu mir hinter die Bühne. Woody Allen kann alle meine Texte auswendig.“
Ist es für jemanden wie dich, der am liebsten mit den Tieren in der Wüste redet und zurückgezogen mit seiner Frau lebt („Wildlife alone with my wife / I’m goin up to the mountains for the rest of my life / before they take my wife / before they take my wild life“) nicht die Hölle, auf Tour zu sein?
„Nein, es ist anders, aber es macht Spaß. Die Europäer verstehen mich gut. Ich möchte auch gern wieder nach Deutschland. Man versteht dort Avantgarde-Musik. Sie verstehen es wirklich. Außerdem liebe ich deutsches Bier. Als ich es das erste Mal getrunken habe, war ich auf der Bühne so betrunken wie noch nie, ich habe keine Erinnerung mehr an das Konzert. Der Himmel lag auf mir, die Bühne lag auf mir. Das war in Frankfurt, Anfang der 70er.“
Was denkt Beefheart von den sogenannten Imitatoren seiner Stimme oder seiner Kompositionen, seinen Einfluß auf die aktuelle Musik?
„Ich höre nichts. Ich will es nicht wissen, es interessiert mich nicht.“
(In einem anderen Interview: „Warum sollte ich meine eigene Kotze durchwühlen. Ich interessiere mich sowieso nicht für Musik, ich bin ein Bildhauer“) „Das einzige was ich höre ist… nun gut, Strawinski. Ein bißchen vom frühen Stockhausen und eine Platte von Steve Reich gibt es, die ich mag, aber er hat sich seitdem nicht weiterentwickelt. Schade um ihn.“ (In einem Interview mit dem ME bekundet er noch seine Bewunderung für Roland Kirk, der ein Freund von ihm war und Thelonius Monk, Lester Bangs erklärt er, daß ihn selbst Eric Dolphy, der zweifellos sehr gut sei, nicht bewegen könne, wenn man es etwa mit dem Verhalten und den Tönen eines Gänserichs vergleicht. „Ein Gänserich – das könnte ein Idol für mich sein.“). Captain Beefheart meint das, was sich vielleicht wie cleverer Pop-Star-Small-Talk liest, wirklich sehr ernst. Er macht keine Witze und kennt keine Ironie, das wären Denkkonventionen, von denen er, der nie eine Schule besucht hat, weit entfernt wäre. Beefheart teilt sich völlig direkt mit.
Stimmt es eigentlich, daß, wie von Zeit zu Zeit behauptet, der junge Don Van Vliet eineinhalb Jahre nicht geschlafen hätte?
„Ja, klar. Ich würde auch heute noch nicht schlafen, wenn die Welt noch so interessant wäre wie damals. Es gab damals mehr zu erleben für mich. Das war zwischen meinem 25. und 27. Geburtstag (also vor 14 – 12 Jahren) Ich bin immer völlig offen. Ich nehme alles auf. Es reicht mir eine Minute der Konzentration und es ist wie acht Stunden Schlaf. Ich bin völlig erholt.“
Der Beefheart-Kopf müßte eigentlich mal von fachlich berufener Seite analysiert werden. Wie kann ein Mann, der offensichtlich viele der bei den anderen Gliedern unserer Gesellschaft tätigen Kontroll- und Reguliermechanismen nicht hat, der vorgibt, wie ein Autist (und das zum Teil auch beweist) seine Wahrnehmung nicht zu filtern und auch seinen Output nicht den Gesetzen zeitlicher und logischer Abfolge überläßt, überleben ohne durchzudrehen, kaputt zu gehen, pathologisch zu werden, eben das Schicksal zu erleiden, das andere Beefhearts wie Artaud erlitten haben. Don Van Vliet macht einen zufriedenen Eindruck, er ist nicht die Spur wahnsinnig, er ist nicht einmal unausgeglichen. Sein Sprechen ist zwar durchsetzt von Gedankensprüngen, Wiederholungen, Assoziationen, aber er ist immer auch sofort dazu in der Lage eine ganz normale, pragmatische Frage zu beantworten oder sich einen Kaffee zu bestellen. Ein wunderbarer Mann.
Gibt es abschließend etwas, was du unseren Lesern mitteilen willst?
Nein, nichts… außer, daß ich glaube, Van Gogh war exzellent, nicht zu vegessen Franz Kline und Jorge Luis Borges…“



