Achtung! Zwar ist richtig, daß es um eine Serie von seltsamen Morden an Beamten des Drogen-Dezernats geht und, ja, der Film spielt in Manhattan und, doch, Harvey Keitel spielt eine Hauptrolle, aber der typische, schnelle amerikanische Polizei-Film, das Genre, das mit „Nur 48 Stunden“ gerade so einen entzückenden Höhepunkt hatte, hat mit „Cop-Killer“ wenig zu tun.
„Cop-Killer“ ist näher an Nicholas Roeg (wenn auch weniger verquast und besser) als an Don Siegel. Harvey Keitel ist nicht hard-boiled wie es erst den Anschein hat, sondern Gegenstand einer psychologischen Studie über rigide, faschistoide Charaktere und deren Lebenslügen. Sein Gegenspieler ist kein anderer als John Lydon a.k.a. Johnny Rotten, der Sex-Pistols-Mann, der ebenfalls einer sorgfältig ausgetüftelten psychologischen Konstruktion gehorcht: Der reiche, verzärtelte Masochist, der, fasziniert von dessen Härte, sich in das Leben des korrupten Law-and-Order-Bullen einschleicht und schließlich in seiner freakigen Unschuld, seiner verrückten Reinheit, Macht über ihn gewinnt und ihn in die Tragödie seines Lebens stürzt bzw. die Widersprüche des Doppellebens auf die Spitze treibt. Zugegeben: ein etwas bemühter, trivial-tiefsinniger Plot.
Aber zum Glück erstickt „Cop-Killer“ nicht an seiner Psychologie und seiner Moral. Dank seiner beiden hervorragenden Hauptdarsteller ist er vor allem ein Anlaß für beide, ihre Fähigkeiten auszuspielen: Keitel sein hartes, unbewegtes Gesicht, der Charakterpanzer, der brüchig wird, die Ausweglosigkeit einer Männlichkeit, die nur noch Nick Nolte retten könnte, der aber gerade in einem anderen Film steckt und Lydon pale-faced, schleichend und mit der Zeit immer schneidender, bösartiger und zynischer. Ein besonderer Reiz seiner Darstellung wird dem deutschen Zuschauer entgehen: das krächzende, beißende Punk-Englisch, mit dem er Sätze sagt wie: „You weren’t so fucking brilliant when you were trying to kill me in the park, weren’t you, Fred!“ (zu Keitel, der versucht hatte, Lydon umzubringen und später, als er von Lydon zu einem Mord angestiftet wird, auf dessen genaue Instruktionen mit dem Satz „Ich bin doch kein Amateur“ reagiert).
Nach etwas zähen ersten dreißig Minuten, die dafür draufgehen, die ganzen komplizierten psychischen Dispositionen der handelnden Figuren darzustellen (Lydons Großmutter übrigens spielt die grandiose alte Dame Sylvia Sydney), wird „Cop-Killer“ gegen Ende sogar schnell und spannend, werden Verstrickungen zu Handlungen und umgekehrt, und der Zuschauer muß nicht länger die vermeintliche Poesie des Unausgesprochenen ausforschen. Die Musik stammt übrigens von Ennio Morricone, der, seit er bei „The Thing“ für Carpenter gearbeitet hat, sich offensichtlich immer mehr von dessen eigener Filmmusik inspirieren läßt. Was diesem Film gut steht.

