Das Tier

Was für ein Film. Joe Dante hat seine Wurzeln in Roger Cormans eiliger B-Film-Fabrik wahrhaftig auszunutzen gewußt! Sein Film „Das Tier“ ist gespickt mit Verweisen auf die genaue Kennerschaft seines Regisseurs in allen Bereichen des B-Films und der ihn umgebenden Trash-Kultur. In hochkarätigen, ausgeklügelten Bildern streift er aber auch, stets leicht amüsiert, Genres wie moderne Social-Fiction à la „China Syndrom“. Eine Fernsehansagerin ist einem geheimnisvollen Mörder auf der Spur, stellt ihn live in einer Video-Duo-Box, wo er von einem flinken Streifenpolizisten präventiv einstweilig erschossen wird.

Aber Werwölfe sind nicht so schnell kleinzukriegen…

Die Szene wechselt schnell. Eine skurril besetzte Psycho-Erholungssiedlung soll die junge Frau von dem Schock in der Duo-Box heilen. Doch im Wald hängen Nebelschwaden, und was kann der von Patrick McGee (= John Steed) gespielte Trivial-Psychiater schon dagegen ausrichten. Am schönsten sind natürlich die Bilder von der ersten gemeinsamen Nacht eines frischgebackenen Werwolfs mit einer nymphomanen Artgenossin. Zeremoniell werden die Bademäntel abgelegt, im Vordergrund flackert ein Feuerchen und durch die Wipfel schimmert der Vollmond. Zuerst sind sie ja Menschen und tuns auch wie Menschen und dann wird aus Lustgeschrei Wolfsgeheul, Zähne werden ausgefahren, Haare Amerikaner-Haut und Hundesilhouetten vereinigen sich schließlich brünstig jaulend im Lichte des magischen Mond. Aber das ist nur einer der Höhepunkte. Denn das Gute am „Tier“ ist, daß alle seine Relativierungen durch Zitate, Überzeichnungen und gute Witze in dramatischen (kurz bevor ein Werwolf mal wieder eins seiner Opfer verschlingt, wird kurz ein kleiner Farb-TV gezeigt, auf dem sich gerade Disneys Ede Wolf das Maul leckt) nicht zu verminderter Spannung führen. So entsteht keine studentische Lachorgie über einen absurden Film, sondern harter Horror, brilliante Bilder und soziologische Satire: Auch unter den Werwölfen gibt es konservative Rednecks, die die liberale Linie, auf Menschenfleisch zu verzichten und nur noch Kühe zu reißen ablehnen; dazu typisch kalifornische Wesen, die schon Gestalt-Therapie, EST und Scientology hinter sich haben und das Werwolf-Leben als „eine unheimlich gute Erfahrung“ betrachten, und sogar liberale Pseudo-Psychoanalytiker, die ihr Doppelleben tarnen und sich anpassen wollen.

Mehr verraten, hieße die Überraschung zerstören.