Dexys Midnight Runners. Die Romantik der Revolution – Manifeste des jungen Souls

Wie kann ich über die tiefsten Tiefen des weißen, jungen Seelenlebens schreiben, ohne wenigstens ein bißchen unglücklich verliebt zu sein. Wie kommt es, daß ich die bohrenden, von Schmerz und Liebesleid getränkten Lieder von Dexys Midnight Runners in jeder Lebenslage genießen kann, während z. B. Richard Hell für Rache und Eifersucht aufgespart bleibt?

Um die Gedanken zu sammeln, machen wir erstmal einen kleinen Spaziergang und delektieren uns via Walkman am zarten Schmelz der neuen Scritti Politti. Green Garthside erzählt, was das sei, when a man loves a woman; nämlich the language of getting, having and holding. Jetzt kauf ich mir die BILD-Zeitung: ein Professor, der sich ernährungswissenschaftlich mit Junk-Food beschäftigt hat, ist ermordet worden, während seine Mörder in seiner Wohnung tafelten und im Kubrick/„The Shining“-Stil mit Senf „Redrum“ an die Wände klierten. Ich esse einen Viertelpfünder. Nur eine flüchtige Sehnsucht nach einem der Mädchen vor „McDonalds“ könnte schon reichen, um mich in die Stimmung zu versetzen, die Voraussetzung ist für das Leben, Schreiben, Singen etc. des Kevin Rowland.

Doch kein Mädchen erscheint. Türkische Teds entrollen ihre Südstaaten-Flaggen zum Gebrüll ihrer Motorräder, Hausfrauen schnattern, Kinder quäken, und die CDU steht an der gegenüberliegenden Straßenseite und wartet ab, bis ich aufesse, um dann die Regierung zu übernehmen. Im neuen „Spiegel“ ruft Augstein „Kanzler, halte durch!“ – rrroaring eighties.

Und Kevin Rowland kommt daher, untermalt von den durchblutetsten Bläsern, getragen von Philippiniengraben-tiefen-Mount-Everest-hohen Melodien und verlangt something pure. Let’s make it precious!

Bei Rowland stehen sich die Propaganda der puren Seele und das geschickte Tak-tieren, Durchbrechen von Medienkonventionen als scheinbare Gegensätze gegenüber. Um in der Musik frei und unpeinlich-konkret sein zu können, richtet er sein gesamtes abstraktes Denken auf das Drumherum, auf Taktik und Strategie. Nach einigen oberflächlichen Artikeln über die erste Dexys-Midnight-Runners-Besetzung 1979 brach Kevin jeden Kontakt zur britischen Musikpresse ab und veröffentlichte stattdessen kleine Essays als Anzeigen in denselben Blättern. 1982 spricht er wieder, denn „was damals eine notwendige, ungewöhnliche Maßnahme war, wurde in der Zwischenzeit zur langweiligen Pose, ließ sich nicht länger durchhalten.“

Kevin Rowland, 28 Jahre alt („Wie alt bist du?“, will er von mir umgehend wissen), irischer Abstammung, aber in England groß geworden, war irgendwann mal ein Punk und Kopf der Gruppe The Killjoys, als solcher kann man ihn noch heute bei den immer noch häufigen Aufführungen des Films „Punk in London“ in Jugendzentren und ähnlichen Lagern studieren. „Ich glaubte, endlich eine Bewegung gefunden zu haben, die mir entsprach. Später haßte ich Punk inständig, weil mir Punk vorgeführt hatte, daß auch ich so dumm sein konnte, mich in einer Bewegung wohlzufühlen. Aber es war ein schönes Gefühl, in einer Masse von Gleichgesinnten unterzugehen. Heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, jemals wieder einer Bewegung anzugehören.“ Was sicher mit dem Grad des Erwachsenwerdens zu tun hat. Anfang 20 nimmt man, wenn man Glück hat, und es läuft gerade was, die letzte Bewegung mit, danach wird man entweder kleinbürgerlicher Bohemien oder kleinbürgerlieher Spießer.

Die erste Dexys-Single war „Dance Stance“, später in „Burn It Down“ umbenannt: Kevin hatte mit der englischen Arroganz den Iren gegenüber zu kämpfen. „Sie machen Witze über Iren, was nicht weiter schlimm wäre, aber viele von ihnen glauben tatsächlich, Iren seien dumm. Ich entdeckte zu der Zeit gerade einige irische Autoren, die mich stark beeindruckten, wie Brenda Behan oder James Joyce. In meiner Wut zählte ich alle, die mir einfielen, auf und nannte den Song ‚Burn It Down‘.“

This man is waiting for someone to hold him down / He doesn’t quite fully understand the meaning / never heard about, won’t think about / Oscar Wilde and Brenda Behan /Sean O’Casey, George Bernard Shaw, Samuel Beckett / Eugene O’Neill, Edna O’Brian and Lawrence Stern / Sean Kavanagh and Sean McCann / Benedicht Kelly, Jimmy Hiney / Frank O’Connor and Catherine Rhine.

Kevin zitiert gerne. Er weiß, daß ein Name, ein Verweis heutzutage wesentlich stärker ist als poetische Bilder, er weiß, daß das auch für die Musik gilt. Er nennt stets offen seine Quellen, hat ein Faible für Hommages, was ihm übel gesonnenen Kritikern den Verriß erleichtert. „Bei der ersten LP nannten sie es Otis-Redding-Rip-Off, jetzt reiten sie auf Van Morrison herum. Sicher ist Van Morrison einer der ganz wenigen, dessen Platten ich zu meinem Vergnügen höre und nicht, wie das meiste Zeug, nur um mich zu informieren, aber schon auf der ersten Platte gab es eine offene Hommage an seinen Gesangsstil.“ Und zwar im Schlußdrittel von „I Couldn’t Help If I Tried.“

Nach „Dance Stance“ kam „Geno“, wieder ein Name, nämlich der von Geno Washington, der damals ein Star war, „back in 68“, als Kevin 14 war und die scharfen Älteren bewunderte („Michael the Lover, the fighter that won“), selber als „Lowest head in the crowd“ schüchtern Tanzschritte übt und bemüht ist, sich aus Schlägereien herauszuhalten. Robert Wyatt, zu der Zeit Schlagzeuger der genialen frühen Soft Machine: „Damals kamen nach unseren Shows junge Intellektuelle und sagten: ‚Ihr wart großartig, letztens hatten wir hier nur so primitives Zeug wie Geno Washington & The Ram Jam Band.‘ Und wir nickten stumm und wären glücklich gewesen, wenn wir so gut wie Geno Washington hätten spielen können.“ „Geno“ war ein Hit für Dexys und Grundstein ihrer nun überall verbreiteten Soul-Rebel-Philosophie. Ein Kampfaufruf für schnelles, intensives, aufrührerisches Leben. Große, in ewig-pubertären Herzen brennende Liebe, Kleinguerilla und chemische Aufputschmittel (wie zum Beispiel das von Mods bevorzugt eingepfiffene Dexedrin [= Dexy ]). Die young soul rebels kamen zu einem Zeitpunkt, als die Post-Punk-Szene total zu verbürgerlichen drohte. Die erste LP, SEARCHING FOR THE YOUNG SOUL REBELS, war neben den Werken von The Fall die überzeugendste, klarste Stimme der britischen Working Class – kein durch aufgepropfte, veraltete Seminarmarxismen vernebeltes Etwas, kein anti-künstlerisches, anti-intellektuell-verkrampftes Bemühen um street credibility, sondern die brachiale, großartige Wiedereinführung von großkotzigen Siegerbegriffen wie Wahrheit. Noch heute haben wir diese großen Gesten bitter nötig, müssen wir uns stolz erheben über Techniker, Abwiegler und Drähtezieher.

Andererseits ist es mit großen Worten so eine Sache. Kevin: „Früher war ich schüchterner, bei den Killjoys, aber auch noch bei der ersten Dexys-Besetzung. Doch im Laufe der Zeit wurde es mir immer klarer, daß man alles zeigen, geben muß. Wenn man gut ist, kann das nicht peinlich werden.“ Jede Liebesaffäre wurde bei Kevin zum Song, jeder Depressionsanfall, jeder politische Zorn. Und wenn er so am Boden ist, daß er sich nicht mal mehr zum Songschreiben aufraffen kann, helfen ihm seine Soul-Helden: „Bill Withers was good to me.“

SEARCHING… beginnt mit drei kurzen Ausschnitten: aus Deep Purples „Smoke On The Water“, Sex Pistols’ „Anarchy In The U.K.“ und „Rat Race“ von den Specials, bevor die Bläsersätze von „Burn lt Down“ dazwischenschmettern und sagen: so war’s bisher, jetzt kommen wir (frei nach Kevin Rowland). Vor das manieriert gehauchte Schlußstatement: „Everything I do from now on will be funky“ hatte man den aggressivsten Song der Platte gesetzt, „There, There, My Dear“. Nach traurigen, zutiefst rührenden (obwohl oder gerade weil sie so superclever gemacht sind: Raffinesse, Können und Tränen gehören bei Dexys so eng zusammen wie in den besten Filmen John Fords oder Frank Capras), born-on-the-wrong-side-of-the-track-Liedern („Tell Me When My Light Turns Green“), Einsamkeit und Liebe wird in „There There My Dear“ noch mal Tacheles geredet. Kevin schreibt einem gewissen Robin (Kevin: „Ich bin immer die Person, die ‚ich‘ sagt. Ich mag keine Gedichte, in denen von ‚ich‘ und ‚du‘ nur in abstrakter Weise die Rede ist“) und wirft ihm seine dummen Posen vor. Dieser Robin, eine verlogene Künstlertype, ist gegen Mode, gibt vor, zornig zu sein, zitiert Burroughs, Berlin, Duchamp, Kerouac, Kiergegaard und mag nicht mal Frank Sinatra. Weil er gegen Mode ist, trägt er Tag für Tag dasselbe. Kevin entgegnet ihm. Wenn er so gegen Mode ist, warum trägt er nicht bunte, grelle Kleidung, das sei schließlich am meisten out, während seine Trenchcoat-Anti-Mode absolut in sei. Wenn er so wütend ist, warum kämpft er nicht? Schließlich sei es nach wie vor die einzige Möglichkeit, die Welt zu verändern, diejenigen Männer zu erschießen, die dafür sorgen, daß sie so ist, wie sie ist (zusammengestellt aus Original-Songtext und Kevins Erläuterungen mir gegenüber).

Kevin: „Der Song entstand, nachdem ich mich mit Mark Stewart von der Pop Group getroffen hatte. Das war ungefähr ein halbes Jahr vor deren zweiter LP. Mark jammerte: ‚Ich habe so großartige Ideen, aber meine Plattenfirma hat kein Geld oder will mir keins geben.‘ Ich sagte: ‚Mark, warum jammern? Wenn du Geld brauchst, raub eine Bank aus!‘ Später schrieb er einen Song ‚Rob A Bank‘, und ich schrieb den Satz ‚The only way to change things is to shoot men who arrange things‘, weil damals alle diese Pseudos ’rurnliefen und mit bedeutungsschwerem Blick verkündeten: ‚Meine Musik verändert‘ die Leute, die Welt, die Gesellschaft oder was auch immer. Vollkommene Scheiße! Die Antwort war dieser Song. Das Gleiche war diese Mode-Sache. Sie sagten, sie seien gegen Mode, und genau das war ihre Mode. Deswegen die Aufforderung, sich exzentrisch anzuziehen.“ Kurz darauf ging es dann auch mit den New Romantics los. Dexys blieben beim Fashion-War an vorderster Front. Yazoos Fashion-Pazifismus, Fashion sei unwichtig und oberflächlich, und man solle sich raushalten, ist in der Tat eine unrealistische und altmodische Haltung, vor allem die ihm zugrundeliegende Idee von Oberfläche/Tiefe, Innen/Außen. Kevin will für seine Dexys Midnight Runners eine sehr präzise, scharfe, deutliche Mode, die zu seinen musikalischen Ideen paßt und fast genauso wichtig ist: „Je mehr du dein Image, dein Äußeres, dein Auftreten selbst in die Hand nimmst, desto geringer sind die Möglichkeiten der Medien, dich zu interpretieren. Ich möchte gerne klare Grenzen ziehen, nicht im Sinne von Selbstbeschränkung, sondern im Sinne von Abgrenzung, so daß jedem klar ist: das ist noch Dexys, dies nicht mehr.“

Kevins neueste Fashion-War-Idee hat ein bißchen was von der Anti-Fashion-Fashion, die er „Robin“ in „There, There, My Dear“ vorwirft. Was Kevin auch teilweise zugibt, wie er da mit seinen, wie es scheint, von hochbezahlten Designern künstlich zerfetzten Latz-Jeans, dem kunstvoll zerschnittenen oder zerrissenen Lambswool-Pullover und dem von eigens gezüchteten Spezialmotten zernagten Hippietuch mir im Phonogram-Konferenzraum gegenübersitzt. Dort, wo normalerweise die Bosse über die Verkäuflichkeit von Produkten entscheiden. „Das Entscheidende war, daß es der richtige Schachzug zur richtigen Zeit war. Und daß es mit der Musik zusammen ein Ganzes bildet.“ Aber nicht nur er läuft auch privat im Gammler-Revival-Outfit ’rum, auch die anderen Mitglieder, so sie überzeugte sind, tragen ihre Latzis, wenn auch ohne den künstlichen Schmutz.

Zwischen den zwei LPs, den zwei Outfits und Selbstdarstellungen lag eine lange Strecke von Singles, Tourneen und vor allem Umbesetzungen. Insgesamt hat Kevin Rowland 27 verschiedene Musiker verschlissen, deren wichtigste Al Archer und Big Jim Patterson waren, die auch des öfteren als Co-Autoren auftauchten. „Musikalische Beziehungen sind wie Liebesbeziehungen, sie haben einen euphorischen Beginn, einen reifen Höhepunkt mit absoluter Verständigung, und irgendwann werden sie lau und laufen aus. Da ich immer die absolute menschliche Intensität brauche, zwischen mir und den anderen Musikern, waren die vielen Wechsel nötig… Leute wie Al Archer haben dann auch eigene Ideen, wollen eigene Bands gründen. Als Songwriter stand ich schon im Mittelpunkt, die anderen haben mir aber geholfen, die Melodien, die ich gesungen auf Tape aufnahm – ich schlepp’ immer einen kleinen Recorder mit mir ’rum und singe vor mich hin – in musikalische Sprache zu übersetzen. Big Jim hatte als Posaunist viel mit den Bläsersätzen zu tun, Al kam von der Gitarre, das ergibt ganz verschiedene Arten zu arrangieren. Jetzt sind wir wieder nur vier feste Mitglieder, haben aber so eine Reserve von knapp zehn Leuten, die zu unseren Touren im Winter (auch nach Deutschland!) geholt werden. Meistens sind es alte Fans, die bei uns einsteigen. Der neue Gitarrist reiste schon der Ur-Besetzung nach. Er hatte etwas gefunden, das ihn interessierte. Sowas ist der Idealfall. Dexys Midnight Runners als eine Institution, die sich durch die jeweiligen Mitglieder wandelt.“

Aber immer einen Kevin Rowland im Zentrum hat, der für Kontinuität sorgt. „Ich nehme das, was ich tue, sehr, sehr ernst, es ist mein Leben. Ich kann mir keine Kompromisse leisten. Dafür bin ich zu engagiert.“

TOO-RYE-AY, das zweite Album, ist mehr Seelenchemie, weniger große Rebellion. Mehr Herz-für-Zukurzgekommene (Alcoholics, Child-Molesters…), als Wir-heben-die-Welt-aus-den-Angeln. Obwohl es genau damit schließt: „We are far too young and clever!“, heißt es in „Come On Eileen“, dem Song des Jahres, der aber bezeichnenderweise auf einer Jugenderinnerung Kevins beruht. Ansonsten steht mehr der Einzelne, mehr die Beobachtung als das Ganze im Vordergrund. Kevin weist Attribute wie „persönlicher“ oder „weniger politisch“ ob ihrer reduzierenden Bedeutung zu Recht von sich. Dennoch ist TOO-RYE-AY eine klassische zweite LP, bei der nicht mehr so viel Grundsätzliches klargestellt werden muß, bei der man ins Detail gehen kann.

Zum Beispiel „Plan B“, die furiose Eröffnung der zweiten Seite: „Wir haben damals eine Single in Deutschland aufgenommen, ‚Love Pt. 2‘ / ‚Inferiority Pt. 1‘. Es ist die radikalste Platte, die ich je gemacht habe. Man hat mir zwar schon immer gesagt, meine Stimme sei over the top, aber hier war sie es wirklich. Normalerweise habe ich mich im Studio konzentriert und dann eine Passage so gesungen, wie ich sie haben wollte. Bei der Platte habe ich wirklich buchstäblich vor dem Mikrophon geweint. Die Platte kam nicht so gut an. Ich habe mich aus dieser Trennungskrise später erholt. Ich wurde stärker, unter anderem hat mir Musik geholfen: Bill Whithers mit ‚Lean On Me‘. Aus dieser gestärkten Situation heraus habe ich ‚Plan B‘ geschrieben, nunmehr als eine Art Brief an einen Freund, der in der Lage war, in der ich mich ein halbes Jahr vorher befand. ‚Plan B – they’re testing you‘. Wenn du jetzt nicht stark bist, werden sie immer alles mit dir machen können, dann wirst du ewig untergebuttert. Verstehst du, es sollte ein Song sein, der diesem Freund und anderen auf die Beine hilft, Mut macht, sie selbst zu sein.“ Drama als Therapie. Wenn du wirklich leidest, hab keine Scheu, deine Probleme ins Gigantische zu übertreiben. Sie in den Regionen anzusiedeln, wo du wieder wirklich wichtig bist. Übertreibe! Die Kraft, die von einem Song wie „Plan B“ ausgeht, schießt auch in die Motorik, wenn kein (oder vielleicht gerade dann) drängendes Dilemma vorliegt. Du ballst auch so deine kleinen Fäustchen, reckst den Kopf in die Höhe und summst: „Far too young and clever! Ha!“

„Ein Satz wie ‚The only way to change things…‘ heißt nicht: ‚geh ’raus und baller auf die Schweine‘. Er sagt nur, wie es ist. Die Konsequenzen mußt du selber ziehen.“ Welche Konsequenzen hast du gezogen? „Nun, äh, ich habe einen gewissen moralischen Code…“ Wie in „Until I Believe In My Soul“, wo du davon sprichst, deinen Körper zu peinigen, bis du an deine Seele glaubst, fast mönchisch? „Nein, das hat nichts mit Askese zu tun, eher mit Selbstdisziplin, damit das Beste aus sich herauszuholen. Ich habe keine Religion, aber ich glaube sehr stark an die Art von Religiosität, die sich in Gospels und Spirituals äußert.“

Kevin Rowland krault sich im schwarzen Lockenhaar. Er mag keine Lyrics interpretieren. Er hämmert lieber an seinen Song-Monumenten. Er steht wie so viele heutzutage für das Bedürfnis, neue Klarheiten herzustellen. Das heißt, er spricht und äußert sich nur, wo er kann. Er macht Musik/Text/Image-Ganzheiten und will sich nicht auf die Ebene der Theorie begeben. Dafür haben wir andere Größen, z.B. Green von Scritti Politti, der Mann, der neben Kevin Rowland, Mayo Thompson und Mark E. Smith wahrscheinlich am besten weiß, was er tut. Kevin Rowlands größte Stärke ist sein Mut, sein mit dem ganzen Körper vertretener Vorwärts-Appell. In vielen anderen Dingen unterscheidet er sich kaum von anderen 28jährigen dieser Erde. Er hat die beste Single des Jahres und eine der besten LPs zu verantworten, aber was ist schon eine Platte?