Unter den neuen Liverpool-Bands, die einmal euphorisch als Wiedergeburt des Mersey-Geistes gefeiert wurden, haben sich drei einen etwas stabileren Ruf erspielt: Wah!, die nach esoterischem Beginn nun mit der hervorragenden Single „The Story Of The Blues“ auch die Hitparaden nehmen, The Teardrep Explodes, die nach zwei gigantischen LPs an den Monomanien ihres Managers Julian Cope zerbrachen und schließlich Echo & The Bunnymen, die eher rechtschaffenen und mit solider Konsequenz einen mittleren Bekanntheitsgrad erwirtschaftet haben. Lustigerweise hatten die drei Bandleader Julian Cope, Peter Wylie von Wah! und Ian McCulloch von Echo in den Anfangstagen der neuen Liverpool-Szene eine gemeinsame Band.
Echo & The Bunnymen ist eine der Bands, die ihre Kontinuität der erzgesunden, aber auch langweiligen Einstellung verdanken, daß es vor allem die Musik sei, um die es gehe. Zwar können sich sicher noch einige an die bizarre Stage-Dekoration bei dem ersten Bunnymen-Auftritt im Pö erinnern: Fischnetze über die Bühne gespannt und darunter die vier Bunnymen in Neo-Guerilla-Kostümen. Aber das war eben einer der distanzierten Witze, die sich nur Leute leisten können, die ihre Öffentlichkeitsarbeit nicht zu ernst nehmen.
Die Bunnymen sind eine Gitarren-Schrumm-Schrumm-Band mit pointierten Rhythmen. Ihr Sänger ist einer von denen, der Texte wirklich verkörpert. Der große Rahmen ist durch die drei Eckpfeiler Velvet Underground/Gang od Four/Singer-Songwriter abgesteckt. Die Qualität der Realisierung wechselte jedoch: einer anregenden ersten LP folgte ein etwas abgesoffenes, unklares Album. Die ganz frische Platte „Porcupine“ zeigt dagegen einen Aufwärtstrend, mehr Prägnanz und ein Zurück zu dem schon bei der Debüt-LP „Crocodiles“ angenehm aufgefallenen Willen nach vorne, der zwischendurch durch das Übermaß an Solidität und Rechtschaffenheit verloren zu gehen drohte. Die Bunnymen haben nämlich einerseits ihre Oberschüler-Gefolgschaft sicher, die Charts andererseits sind so weit entfernt, daß übergroße Anstrengungen ihnen vielleicht vorübergehend überflüssig vorkamen. Dies ist nun vorbei, auch wenn es „Porcupine“ immer noch ein wenig an Genialität gebricht.

