„Night Of The Living Dead“ („Die Nacht der lebenden Toten“) wurde hierzulande gefeiert wie selten ein Debütfilm eines amerikanischen Regisseurs. Ein sozialkritischer Zombiefilm in schwarz-weiß. Sophisticated Apokalypse mit viel Ironie. New Hollywood, lange bevor es das wirklich gab und Leute wie Hal Ashby diesen Begriff verschandelten und entleerten. In vieler Hinsicht auch eine Vorwegnahme von Carpenters „Halloween“ und „Assault“, aber ohne dessen Faible für cineastische Verweise und Hommages.
In der Zwischenzeit war kein Romero-Film in deutschen Kinos zu sehen und relativ unvorbereitet wird das Publikum jetzt auf „Zombie“ losgelassen, der in mancher Hinsicht die anderen Romero-Filme voraussetzt.
So beginnt „Zombie“ bereits mitten in einer schon recht fortgeschrittenen Entvölkerung des amerikanischen Kontinents, die im ersten Film damit beginnt, daß die Toten die Gräber verlassen und sich auf der Erde verbreiten indem sie lebende Menschen fressen, die dann ihrerseits zu Zombies werden. Detroit und New York City sind bereits leer. Die letzten Menschen flüchten oder setzen sich zur Wehr. Faschistische Rockerbanden bilden sich aus ehemaligen Polizisten. Die Regierung regiert in einer nicht endenden Fernsehtalkshow ohne Beschlüsse zu fassen. Der Film endet zwar mit dem Überleben und der Flucht zweier Hauptfiguren, einem Schwarzen und einer Frau, Repräsentanten der Bevölkerungsgruppen, denen Romero die größte Rationalität und Coolness zutraut. Aber was die beiden zurücklassen, sind die Reste einer absurden Zivilisation, die dem sicheren Untergang zusteuert.
In „Zombie“ gibt es nicht die Spur der Sophistication von „Night Of The Living Dead“. „Zombie“ ist grell, bunt, opulent, geschmacklos. Keine Spannungsbögen, kein Auf-und-Ab. Schnelle Schnitte, hohe Geschwindigkeit, keine Pausen. Die meiste Zeit stehen Angriff und Verteidigung im Mittelpunkt: Verstecken, Verschanzen, Schießen, Treffen, Flüchten. Die wenigen Dialoge zeigen noch einmal das Menschenbild, das ein Film wie „Night Of The Living Dead“ länger ausgeführt hat, der hier aber leider nicht bekannt ist oder nur wenig. Und dabei kann man davon ausgehen, daß „Zombie“ hier in Deutschland auf jeder Ebene der Rezeption mißverstanden worden ist. Geschmäcklerische Intellektuelle waren schockiert von der Unmenge Blut und der Abwesenheit einer sinnfälligen Handlung. Das breite Publikum freut sich über die vielen Gefechte, über Schüsse und Treffer und grotesk geschminkte Statisten. Wenn man das in einem Reeperbahn-Kino erlebt, kommt einem das sehr bedrohlich vor, wie da über jeden Toten hemmungslos gejubelt und sich gröhlend auf die Schenkel geklopft wird.
Kein Zweifel „Zombie“ ist ein manieristischer Film, eine Höllenvision wie aus dem späten Mittelalter, die Übertreibung all dessen, was auch schon anderen Regisseuren zu Amerika von heute eingefallen ist. „Zombie“ ist ein Ultimatum. Aber er macht Spaß und wirkt befreiend, wegen seiner Hemmungslosigkeit und Anarchie.
