Go-Betweens

So peinlich und NDR-haft die Rhetorik ist, die die „leisen Töne“ lobt und gegen das Großmäulige ausspielen will, die Go-Betweens sind exakt der Fall einer extrem begabten, originellen Band, die nicht bekannter geworden ist, weil ihnen jedes Gespür für das Spektakuläre abgeht.

Die vier, ursprünglich drei Australier veröffentlichten vor über einem Jahr bei Rough Trade ihre erste Langspielplatte, die eigentlich jeden hinriß, der ihr nur ein einziges zuhörte: Unprätentiöse, aber raffinierte und coole Songs, ohne Schmuck, aber treffend, in der Tradition großer lakonischer Künstler wie Jonathan Richman und Loudon Wainwright III, aber abgeschmeckt mit einer guten Prise Punk und Garagensound. Die Besetzung Robert Foster (Gitarre), Grant McLennan (Baß) und Lindy Morrison (Schlagzeug) wird bei aller Kargheit sehr dramatisch ausgespielt, und die drei sehen darüber hinaus so herbe und spröde aus, daß schon das Cover mit der Atmosphäre der Songs harmoniert. Bei Live-Konzerten dürfte sich dieser Eindruck erhärten.

Nach untypischen Single „Hammer The Hammer“ erschien dieses Jahr bei Rough Trade Deutschland die LP „Before Hollywood“, die, anders als die erste, nicht direkt und sofort überrumpelt, sondern kompliziertere Stimmungen verbreitet, die sich erst mit der Zeit entfalten; ein schwieriges, aber tolles Album, das kommerziell völlig chancenlos sein dürfte und sich allenfalls 1990 eines legendären Status erfreuen wird. Es dürfte kein ganz normaler Abend werden, und das Stammpublikum des „Kir“ wird an dieser Gruppe zu beißen haben, deren Humor mit der geläufigen Vorstellung von Amüsement schwer in Einklang zu bringen ist.