Geschichte des Lichts in der Pop-Kultur
Im Herbst 1984 organisiert Kasper König, der u.a. die „Westkunst“ machte, für zwei Monate eine Ausstellung neuerer deutscher Kunst. Titel: „von hier aus“. Teilnehmer: die Top Sixty der deutschen Gegenwart. Zur Eröffnung soll die KKG Projektagentur im Auftrag des BDW Düsseldorf ein gigantomanes Fest organisieren. Es wird drei Tage dauern und in der Halle 14 stattfinden, direkt neben der Ausstellung in Halle 13. Auf dem Düsseldorfer Messegelände. Unser Fest gliedert sich in zwei Elemente: Zum einen werden gleichzeitig in mehreren abgetrennten Sektionen der Halle die wichtigsten Parties und Aktionen der 60er und 70er rekonstruiert. Zum anderen zeigen wir chronologisch die Geschichte des Lichts in der Pop-Kultur, jenen so wichtigen und doch nie bewußt rezipierten Faktor jeder guten Show. Die KKG ist eine Projektagentur der GGK. Sie residiert in der Kasernenstraße 18, Düsseldorf 1. An ihr arbeiten Michael Schirner, Diedrich Diederichsen und diverse freie Mitarbeiter.
Die Geschichte des Lichts. Vier Lichttürme, um die Bühne angeordnet, zeigen die Geschichte des Lichts von Jefferson Airplanes berühmter Light Show über Pink Floyd, Jimi Hendrix, The Plastic Inevitable Show von Velvet Underground, die Aufklärungs-Vietnam-Dias bei Edgar Broughton und den frühen Ton Steine Scherben, Acid-Shows („2001“), Bowie I, Kraftwerk, Glam-Rock, Bowie II, Punk, Disco-Epoche, Pomp-New Wave, Boyd Rice und Throbbing Gristle bis hin zu Bowie III u.v.m. Der Plan wird im ersten Teil der sich ständig wiederholenden Show die entsprechenden Bands mimen (Kleidung, Stage-Show etc.), um im zweiten Teil Ata Tak 84 (5jähriges Bestehen) mit einer eigenen neuen Show zu zelebrieren.
Fest 1: Die Mod-Hochzeit.
„She was an unemployed Go-Go-Dancer, he was an ‚artist‘. The bride wore a white mini-dress and high white satin-boots, the groom wore a plaid Carnaby-Street-Jacket, a Cowboybelt, and a wide tie. For a wedding present we gave them an inflatable plastic Babe Ruth bar.“ Während der Zeremonie (Musik: Martha and The Vandellas, Joe Tex, Ben E. King, Percy Sledge, The Supremes – Lieder über Hochzeit und Ehe) werden verschiedene Models, die weiße Papier-Mini-Kleidchen tragen, in Op-Strukturen bemalt.
Fest 2: Szenen aus Blake Edwards’ „Der Partyschreck“.
Die Karikatur der 60er-Party. Diverse Nabobs und Starlets aus der Filmbranche. Am Ende schleppen die ausgeflippte Tochter eines der Filmmoguls und ihre ausgeflippten Freunde einen bunt-bemalten Elefanten an, auf dessen Körper Slogans prangen wie: „Go Naked!“ oder „Turn On, Tune In, Drop Out!“
Fest 3: „Blow Up“ / „The Noonday Underground“.
Basierend auf Szenen aus Antonionis Film „Blow Up“ (der Yardbirds-Auftritt in einer Keller-Disco) und Tom Wolfes Reportage „The Noonday Underground“ wird die Teen-Szene Londons der zweiten Hälfte der 60er, aber noch vor den harten Drogen, wiederbelebt.
Fest 4: Andy Warhols „Silver Pillow Party“.
Mit Helium gefüllte Kopfkissen (natürlich in Silber) schwirren durch die Luft. Ansonsten Factory-Styling: Silberfolie, Brillo-Packungen, Petting-Sofas. „Do the Ostrich!“
Fest 5: 1965: Lester Perkys „The 50 Most Beautiful People in the World“.
Sofa-Labyrinth. Strenge Gesichtskontrolle (oder Sonstwie-Kontrolle). Wer hereingelassen werden will, muß beweisen, nach 65er-Standards, zu den 50 schönsten Menschen der Welt zu gehören.
Fest 6: Truman Capotes Maskenball 1966.
Die dichteste Celebrity-Konzentration in der Geschichte der Menschheit. Wer zu 5 durfte, darf auch zu 6, muß sich jedoch einen 60er-Prominenten als alter ego zulegen: Caroline Kennedy, Lady Bird Johnson, Norman Mailer oder wen auch immer.
Fest 7: „Out Demons Out“ – Party vor dem Pentagon.
Eine Hippie-Masse versammelt sich vor dem Pentagon, um im Namen aller Götter aller Religionen (Liste available) die bösen Geister aus dem Pentagon zu vertreiben. Dazu wird gebrannt, geopfert, eingeschmolzen, was das Zeug hält.
Fest 8: Konvent der demokratischen Partei, Chicago 1968.
Yippie-Führer halten Reden. Abbie Hofmann, Jerry Rubin und wie sie alle heißen. Die Masse ruft „The Whole World’s Watching!“ Nationalgarde schreitet ein.
Fest 9: „Li-La-Le“, Hamburg 1969.
Seinerzeit von Michael Schirner an Hamburgs Kunstschule veranstaltetes Fest, das die Hamburger Lokalpresse wochenlang in Atem hielt. Mit Swimmingpool, 20 mal 10 Meter-Sofa und Indoor-Strand. Ohne Kostümzwang. „Go Naked!“
Fest 10: Die Frust-Studenten-Party irgendwann in den 70ern.
Ungelenke bärtige Figuren bewegen sich bei schlechtem Rotwein zu den immer-gleichen Liedern der Stones: „Satisfaction“, „Everybody Needs Somebody To Love“ und „Angie“. Rote Glühbirnen. Original konservierter siebziger Schweißgeruch!
Fest 11: Eine Nacht im 100-Club oder im Roxy, London spätes 76.
Der ganz frühe Punk mit Vibrators, London SS, Sex Pistols und der jungen Siouxsie. Mit Köppe einhauen und ungebremstem Lärm.
Fest 12: Das „Blitz“ in den Anfangstagen der Karrieren von Boy George und Steve Strange.
London 80/81. New Romantic in seinen schrillen Anfangstagen. Bevor je ein „Stern“ Reporter da war. Mehr als die Ahnengalerie von „The Face“.
In petto: Batcave, 82, London oder Hacienda, Manchester oder The Continental, New York, oder The Area, New York.

