Während ich dies schreibe, sind sie noch nicht vorbei und ein Film, den ich unbedingt sehen will, ist noch nicht gelaufen: „The Projectionist“ von Harry Hurwitz.
Die Hamburger Kinotage sind eine Art Messe für Programmkinos. In den letzten Jahren konnte man hier frühzeitig Trends und Bewegungen erkennen. Gerade weil die Millionenproduktionen fehlten, wurde sozusagen die Basis der Kinoentwicklung dokumentiert. Das Publikum drängt sich wie jedes Jahr in Filme wie „Steppenwolf“ nach Hermann Hesse oder „Ashram in Poona“, die ich mir beide ersparte.
Versäumt habe ich die wahrscheinlich interessanten Filme „Patrick“, „,Twee Vrouwen“ „Ohne Betäubung“ (der neue von Andrzej Wajda), sowie „Stepford Wives“, den vertrauenswürdige Quellen als sehr gut bezeichnet haben.
„Rancho Deluxe“ von Frank Perry mit Jeff Bridges ist ein langweiliger, überflüssiger Film von der Sorte „Zwei liebenswerte Vagabunden ziehen durch Amerika, saufen, huren und schlagen sich durch“, sicher ein Hit bei Studenten, Musik: der gealterte Jimmy Buffet. „Sweet Sweetback Badasssss Song“, der nur von Schwarzen hergestellt wurde, enttäuscht mit seinen ermüdenden neo-psychodelischen Leuchtreklame-Farbverfremdungsorgien, „The Mafu Cage“ zeigt eine Carol Kane, die um ihr Leben zu spielen scheint, konfrontiert mit Lee Grant als Schwester. „Schwestern“ auf amerikanisch. Eine Zeit lang vermag der Film zu fesseln, dann nutzen sich die exzessiv angewendeten Stilmittel ab und der Rest verpufft in Tiefsinn. „Stony Island“ erzählt die Geschichte einer Jazz-Rock-Band, nach dem Muster: enthusiastische junge Leute gründen eine Band, träumen vom Ruhm, üben, opfern, kämpfen mit dem Business („Das Business ist wirklich hart, Mann, verstehst du, Bruder, ich meine wirklich hart, Mann!“). Klischees und schon wieder Leuchtreklame (Was hat Scorsese bloß angerichtet!). Dem Publikum wird bedeutet: „Jeder kann es schaffen!“ „Der Willy Busch-Report“ von Niklaus Schilling wird auf diesen Seiten sicher noch ausführlicher gewürdigt. „The Long Weekend“ aus Australien ist ein Dokument der mittlerweile prosperierenden australischen Filmindustrie. Viel Geld für Kamera und Soundtrack und ein interessantes Drehbuch: Ein zerstrittenes Ehepaar fährt ins Grüne, und seltsame Dinge geschehen. Die Natur rebelliert. Leider blieb für mich Geschichte und Idee in der „Stern“-Farbdoppelseiten- Ästhetik hängen.
Einige Filme waren nicht erwähnenswert, andere habe ich vergessen. Hingewiesen sei noch auf „The Great Rock’n’Roll Swindle“ mit Vicious-burger und Rotten Bar-Schokolade, eine Rezension folgt im nächsten Heft.
Summa Summarum: Entweder die Kinoentwicklung oder die Macher des Filmfests haben nachgelassen, Höhepunkte wie „Eraserhead“ oder „Blue Sunshine“ gab es keine.

