It’s Immaterial sind John und John. John, der aussieht wie einer, der verfremdete Fotos als Kunst verkauft, und in der Band für Gesang und Worte zuständig ist, und John, der Weiche, Blonde, der beim Schulsport gehänselt wurde und jetzt für die Musik verantwortlich zeichnet. Beide stammen aus Manchester und leben in Liverpool, und ich hatte schon vor vierhundert Jahren (genauer: fünf) mal eine Single von ihnen in Sounds besprochen. Sie hatten seitdem bei ungefähr jedem englischen Indie-Label sowie bei Beggar’s Banquet und WEA für je eine Single einen Vertrag und sind jetzt bei Siren, einem Virgin-Sub-Label. Über die Jahre ist ihre Vertrautheit, ihr raffinierter Musikgeschmack und ihre Hartnäckigkeit ins Monströse angeschwollen. Mag ihr ursprünglich angeborenes Temperament milde (John Musik) bis dezent-aufdringlich (John Wort) gewesen sein, heute wissen sie nur zu genau, was sie wollen. Sie sind wie Colorbox in zehn Jahren. Sie denken sich Sachen aus – da biegen sich alle Balken (gar nicht mal das Schlechteste, wenn Balken das tun). „Ed’s Funky Diner“ ist die Verarbeitung eines Werkes des schlechten US-Künstlers Ed Kienholz (vgl. auch Danielle Dax) und enthält einen Teil ihrer Gedankenmasse zu dem Problem, daß sie US-Musik lieben und dann doch wieder nicht. Daß sie verfremdete US-Musik machen wollen. Der andere Teil findet sich in „Drivin’ Away From Home“, einer konzeptuellen Bearbeitung des Road-Song mit Zitaten aus „Route 66“ und Witzen über Kerouac-Fans. Ideenreich und leicht gequält, wie nicht anders zu erwarten: sie sind schon mit Prefab Sprout verglichen worden. Hermetische Geschmacksbildung unter engen Freunden und Kulturimperialismus sind, wie so oft in diesen Tagen, ihre Lieblingsthemen. Was soll ich sagen: vielleicht wird noch Großes aus den Jungs, obwohl: mein Instinkt als alter Rock-Hack sagt mir das eher nicht, zu nett, zu gute Menschen , vor allem John Musik. Die Was (Not Was) des UEFA-Cups. Sie lieben den Film Night Of The Hunter über alles. Ich heiße Diedrich, aber du kannst auch Lillian Gish zu mir sagen. Zu große Einigkeit zwischen Künstler und Kritiker in der Theorie wird in der Praxis vom Weltgeist bestraft. „Was für ein nettes Geplauder!“, verabschieden sie sich und meinen es nett.