2 Uhr 45, St. Pauli, Reeperbahn. Zu viele Diskotheken und zu viel Kaffee und plötzlich das dringende Bedürfnis, einen Film zu sehen. In der „Oase“ geht das Programm bis 5 Uhr morgens. In dieser Nacht sollte es Squirm – Invasion der Bestien geben, Regisseur unbekannt, Darsteller unbekannt. Ein B-Picture, das die Dramaturgie von Hitchcocks Vögel auf Würmer überträgt. Bis heute für mich einer der besten Filme, die ich je sah.
Durch Zufall habe ich dann den Regisseursnamen erfahren und auf einem Festival einen weiteren Film gesehen, Blue Sunshine, der nun dank des „Fantasia“-Verleihs mit etwas größerem Werbeaufwand in der BRD gezeigt werden soll.
Vor zehn Jahren, mitten in den Zeiten Psychedelias, kursierte an einer kalifornischen Highschool eine Sorte LSD namens Blue Sunshine. Alle, die diese Trips damals genommen haben, werden zehn Jahre später zu mordenden Bestien. Erst fallen ihnen sämtliche Haare aus, dann vervierfachen sich ihre Körperkräfte und schließlich stürzen sie sich auf das nächstbeste Opfer.
Nur ein Mann kennt die Zusammenhänge und ausgerechnet der wird von der Polizei verdächtigt. Nun sucht er den Dealer von damals und findet ihn in einem Politiker, der sich gerade im Wahlkampf befindet. Die Ereignisse nehmen ihren Lauf.
Das Angenehme an B-Pictures ist, daß sie nie ambitioniert und prätentiös irgendwelche Messages an den Mann bringen wollen. Sind sie gelungen, so teilen sie oft nicht mehr mit als die pure schöne Dynamik amerikanischen Actionkinos. Kristallklar und fesselnd, wie Rock-Musik.
Blue Sunshine spricht darüber hinaus über Geschichte. Die zehn Jahre, die das Gift brauchte, um zur Wirkung zu gelangen, sind ständig präsent.
In einem Keller entdeckt der Held naiv-bunte Poster aus den 60er Jahren und klärt dadurch die Zusammenhänge. Der Showdown findet in einer Disco und in einem Kaufhaus statt. Was zwischen 67 und 77 passierte, zwischen Psychedelia und Disco, davon handelt Blue Sunshine.

