Jonathan Kaplan: Wut im Bauch

Gerade recht für die neue unruhige Jugend kommt ein sehr schöner Film aus Amerika, der im besten Sinne Cormanschen Stil der 60er verarbeitet („Die wilden Engel“, „The Trip“) und zugleich neues und zeitgenössisches Kino reflektiert.

Ein wider alle Humanität, Schönheit und Vernunft gebautes Suburb-Ghetto ist Schauplatz für ein politisches Teenage-Drama. In der toten Gegend können sich die Jugendlichen nirgendwo amüsieren. Das einzige Jugendzentrum wird geschlossen, vorgeblich wegen Drogenmißbrauchs, die progressive Erzieherin gefeuert. Im Hintergrund stehen Interessen ortsfremder Kapitalisten, die die Siedlung kontrollieren. Exekutive im Ort ist ein richtig ekliger „Bulle“ von der Sorte, die in Amerika „Pig“ genannt wird. Ihm ist es über seinen Befehl hinaus noch persönlich ein Bedürfnis, mit allen Mitteln für Ordnung zu sorgen.

Nebenher laufen Erste-Liebe-Teenage-Depressions-von-zu-Hause-Abhauen-der-Wilde-der-Rebell-Nebenhandlungen. Der Held schnallt sich nach einem Streit mit den Eltern die Kopfhörer über. Dumpf-rebellische Rockmusik dröhnt ihn an, und es gelüstet ihn nach Rache. Eine klassisch-unpeinliche amerikanische Sentimentalität wechselt mit intensiven kollektiven Action-Szenen.

Nachdem der/das „Pig“ einen der Jungen in einer Situation, die nur sehr wohl/übelwollende Richter als Notwehr auslegen würden, abknallt, kommt es zur Revolte. Als die Erwachsenen (Eltern, Polizisten, Politiker etc.) in der Schule über das Jugendproblem beraten, schließen die Jugendlichen die Alten ein und ruinieren ihre parkenden Autos, machen Feuer, zerdöppern alles, was ihnen im Wege steht.

Das Ende (Details werden nicht verraten!) ist wunderbar heroisch, aber nicht wie in Terence Malicks Cineasten-Film „Badlands“ überzogen und literarisch, sondern der sparsam klaren Ästhetik dieses Films angemessen.