Malaria

In den goldenen Zeiten der neuen deutschen Welle gab es in wechselnden Besetzungen die Experimental-Band DIN A Testbild (heute nur noch ein Duo). Irgendwann saß hier mal Gudrun Gut am Schlagzeug und irgendwann blies hier auch mal Bettina Köster Saxophon. Beide fanden sich dann auch in der wesentlich interessanteren Band Liebesgier wieder. Vier Frauen und Frieder Butzmann arbeiteten Ende ’79, also immer noch in der goldenen Zeit, unter diesem Namen, und in gewisser Weise wurde die Musik vorbereitet, die später das Frauen-Trio Mania D. machte: Simple, effektive Minimal-Stücke mit Saxophon, Baß, Schlagzeug und Gesang. Das Sax meist Staccato oder überblasen, das Schlagzeug marschierend und brachial und der Baß simpel und pointiert. So arbeiteten sich Bettina Köster, Beate Bartel und Gudrun Gut in einem Jahr von der belächelten Dilettantenformation zu ernstgenommenen Erneuerern der Neuen Deutschen Welle voran. Ende 1980 verließ Beate die Gruppe (sie spielt heute bei Liaisons Dangereuses) und die beiden Restmitglieder dachten sich etwas Neues aus, das Projekt Malaria. Zunächst nahm man eine Maxi-Single auf, die in fünf Versionen eine Verfeinerung des Mania D.-Konzepts anbot. Das Duo hatte fest alle Instrumente selber gespielt. Doch dann wurde mit Manon Gurtsma (Ex-O.U.T.) an der Gitarre, der Amerikanerin Christine Hahn (ex-Static, ex-Theoretical Girls) an Gitarre und Schlagzeug und der Malerin Susanne Kuhnke, Keyboards eine Live-Band zusammengestellt, die in dieser Besetzung auch Singles aufnahm: für das gelgische Crespuscule – und eine noch unveröffentlichte für das New Yorker Cachalot-Label. Weiterhin verstehen Gudrun und Bettina Malaria als ein Projekt, nicht als eine feste Band, aber sie scheinen gegenwärtig nicht daran zu denken, die gut funktionierende und vor allem im Ausland recht erfolgreiche Gruppe aufzulösen. Malaria trat des öfteren in Holland und vier Mal in New York auf, wo sie mit Nina Hagen als Gastsängerin unter anderem die Wiedereröffnung des „Studio 54“ untermalten und im Vorprogramm von John Cale auftraten. Malaria machen zur Zeit eine Musik, die in Deutschland wenig vertreten ist. Hierzulande schwankt man ja zwischen einer erzwungenen Sequenzer Rhythmik, erzwungener Fröhlichkeit oder den melodischen Depressionsklängen englischer Trümmer-Bands. Für eine hart-archaische oder ebenso neuartige Rockmusik, wie sie von Malaria zur Zeit entwickelt wird, scheint es kaum Verständnis zu geben. Dabei kann die Band nicht nur gut unterhalten, sie bietet Abwechslung von den gegenwärtig uniformen Lebensäußerungen junger Bands. Sie haben mit ihrer Musik Erfahrung gemacht, ohne in einem lebensfeindlichen Professionalismus stecken geblieben zu sein.