Paul Mazursky: Willie und Phil

Die Welle der freundlich-verbindlich-reizenden Filme will und will nicht abebben. „Die Welt ist schlecht, heiter die Kunst“ (Friedrich Schiller / Der Plan). Paul Mazursky, gefeierter Problembewältiger („Eine entheiratete Frau“) hat sich des beliebten Truffaut-Klassikers „Jules und Jim“ angenommen und ihn in ein zeitgemäßes, modebewußtes Amerika transportiert.

Befreit von Truffauts typisch-französischer Mystifizierung des Weibes, der Frau („Sie ist eine Frau, du mußt mit ihr in die Berge gehen!“), dafür angereichert mit einer flott-hübschen US-Zigaretten-Werbe-Romantik wird uns nett und harmlos die freundliche Geschichte von der Dreiecksbeziehung zwischen einem italo-amerikanischen Fotografen, einem jüdischen Intellektuellen und einem Mädchen aus dem Süden erzählt.

Da die Menschen in diesem Film alle grundgut, grundsympathisch, grundeinsichtig und grundweise sind, kommt es dabei zu keinerlei Problemen. Ein Münzenwurf entscheidet, daß das Mädchen erst bei dem jungen jüdischen Lehrer einzieht, ihn später heiratet – dann, nach seinem geistigen Niedergang („Mein Traum ist es, eigene Karotten auf dem Land zu züchten“ … „Er wollte schon immer nach Indien gehen“) und äußerer Verwahrlosung (Bart!) – mit dem Italiener („Mama, Mama! … Wenn ich an meine Mama denke, fühle ich mich wie ein sechsjähriger Junge!“) zusammenlebt und mit jenem das Kind vom ersten Mann aufzieht, der derweil in Indien weilt . Als dieser am Ende wieder da ist – wird das ganze Dreierding in Wohlgefallen auflöst: Das Mädchen hat sich in einen feurigen Rrrruuussen verliebt, sein Name ist lgorrrr.

Als Willie und Phil am Schluß wieder ins Kino gehen, um sich „Jules et Jim“ anzusehen – am Anfang lernten sie sich in diesem Film kennen – treffen sie am Ausgang auf eine Horde „Rocky Horror“-Fans. So ändern sich die Zeiten.

David Crosbys Song „Triad“ („I don’t really see / why can’t we go on as three“) dürfte von der heutigen Jugend eh kaum noch gekannt werden. Denn die weiß, daß das Leben schwieriger ist und dieser Song wie dieser Film weniger realistisch sind als besagte Horror Show, aber wer wie ich gerne hypermoderne Zigarettenreklame sieht, auch gerne neunzig Minuten lang, sollte sich „Willie und Phil“ nicht entgehen lassen.