Rainer Werner Fassbinder: Die dritte Generation

Udo Kier, Jochen Breiter, Heinz Wrobel, Matthias Walden, Karl-Heinz Köpcke, Rudi Dutschke, Harry Baer, Volker Spengler, Eddie Constantine, biep, biep, biep, biep, Bulle Ogiet, ein 17jähriges Mädchen, das im zweiten Weltkrieg Selbstmord begangen hat, der rote Dany, Helmut Schmidt, Hark Bohm – Stimmen, Gesichter, Mitwirkende des neues Faßbinder-Films „Die dritte Generation“.

Hochhäuser, ein Blick aufs nächtliche Berlin, von dem Hark Bohm (der Kommisar) meint, es sähe aus wie aus einem Film, den er mal gesehen habe und den Eddie Constantine (der Industrielle P.G. Lurtz) als Andrej Tarkowskis „Solaris“ („einer der zehn besten Filme, die ich je gesehen habe…“) identifiziert. Ein Japan-Restaurant, mehrere eitle etablierte Wohnungen, ein Schallplatten-Geschäft, Sony-Video-Geräte (Bild und Ton), ein „Volksgefängnis“….

Die Zeit der Nachrichtensperre, als die Nachrichten keine Nachrichten sendeten und reduziert wurden auf ihre Stimme: die Stimme der Nachrichten als Zeichen für Information, das nach und nach die Information ersetzt. Faßbinders Figuren sind uninformierte Individualisten.

Über den Plot des Filmes wurde genug geschrieben: Terrorismus als Komplott von Staat und Kapital, hier aber nicht mit den Gestus der Enthüllung vorgebracht, sondern als selbstverständliche Voraussetzung für die Filmhandlung.

Rainer Werner Faßbinder zeigt in „Die dritte Generation“ die besten Schauspieler. Es sieht aus, als hätte er sie tun lassen, was ihnen Spaß macht, wie in „Satansbraten“ oder den anderen experimentellen Faßbinder-Kommödien: „Macht einen Faßbinder-Film über die BRD, satt und prall und voll mit BRD“.

Ich liebe Faßbinders Sprache, die Dialoge die aus Reinecker-Parodien, Goethe, Artaud, Brecht, Hamburg-Hauptbahnhof, Sponti-Slang zusammengesetzt scheinen. Rainer Werner Faßbinder ist kein Poet.

Rainer Werner Faßbinder ist der beste Regisseur der BRD, ist auf der Höhe der Zeit, kein Schlöndorff, kein Herzog, kein Syberberg, kein Biedermann, kein Trotta, kein Böll, kein Grass kann ihm das Wasser reichen. Und auch „Die dritte Generation“ ist manchmal langweilig oder geschmacklos, aber der beste deutsche Film seit dem letzten Faßbinder.