Rap

Wie ist die Lage? Trotz aller Aufweichungsversuche bleiben die Früchte der Hiphop-Kultur die wichtigste und einschneidendste Innovation, die wir zur Zeit in der Pop-Kultur miterleben. Der immer wieder erhobene Vorwurf, daß alles gleich klinge, beruht auf ebenso tumben Ohren wie entsprechende Einwände in den 20er Jahren gegen New-Orleans-Jazz. Da ist die neue Sprache noch nicht überall verstanden worden. Verflachungen ergeben sich am ehesten da, wo der Electric-Boogie-Sound sich verselbständigt und plötzlich mit europäischem Musikverständnis angegangen wird. Wie bei einigen Tracks der Debüt-LP von Whodini, die man zusammen mit Run DMC bei einer Rap-Show am 4.11. im Trinity sehen kann.

Der Humor des Whodini-Hits „The Haunted House Of Rock“ und das sehr geile Dauerriff von „Magic’s Wand“, dem ersten Hit der New Yorker, die ihre Musik (suspekt, suspekt) mit Vorliebe in England und Deutschland aufnehmen, ließen dennoch Talent erkennen. Mehr das Real thing sind Run DMC, also die beiden Kid-Rapper Run und DMC, die mit „It’s Like That“ und „Two Sucker“ den Soundtrack für den heißen New Yorker Sommer fabriziert hatten. Zusammen mit ihrem DJ waren sie vor zwei Monaten in der Markthalle, und es war so gut wie zu kurz. Gelernt haben die beiden bei Kurtis Blow, einer von beiden begann als Zwölfjähriger unter dem Namen „Son Of Kurtis Blow“.

Kurtis selber kommt am 20.11. ins Kir und kann beweisen, daß er als Veteran immer noch zu etwas nütze ist. Obwohl er sich von Natur aus gerne anpaßt, ist keine seiner vier LPs ohne mindestens einen Geniestreich geblieben: Für die ersten beiden Platten paßte er sich der an Soul-Konvention angeglichenen Sugarhill-Musik an und hatte mit „The Breaks“, „Deuce“, „Throughout The Years“ ungeschlagene Song; „Though“, die dritte LP, war ein Zugeständnis an den neuen sozialkritischen Trend, den „The Message“ eingeleitet hatte. Und dennoch hatte gerade der Titelsong einen Groove, der nur von Kurtis bzw. seinem seit Jahren zusammengluckenden Songwriter/Arrangeur/Produzenten/Manager-Team kommen konnte. „Party?“ ist nun Electric Boogie plus Sozialkritik plus Kurtis und gipfelt in dem besten Rap seit „New York New York“: „1-2-5 (Main Street Harlem, U.S.A)“, eine Hymne an die 125ste Straße, das Herz von Harlem. Wenn auch seine Show im Vorprogramm von Palais Schaumburg nicht zu den Highlights der Hiphop-Bewegung zu zählen war, ist eine Pilgerfahrt an den Arsch Hamburgs (wo nämlich das Kir liegt) allemal anzuraten.