Obwohl nie ausgesprochen, ist ziemlich offensichtlich, daß „The Rose“ die erste Verfilmung der Lebensgeschichte Janis Joplins sein soll.
Eine kleine Vignette am Bauch des Tournee-Flugzeugs zeigt die Jahreszahl 1969. Das war zwei Jahre, bevor Janis Joplin starb, aber es vergeht ja auch noch Zeit, bis „The Rose“ (Bette Midler) im Film ihren theatralischen Tod auf der Bühne eines Stadions stirbt. Gestorben für die Sache des Rock’n’Roll.
Der Charakter der Rose wird von vier, fünf breitgetretenen Janis-Mythen getragen, als da wären: „Get it while you can!“, der ständige Kampf gegen den bösen Manager, Alkohol und Pillen, häufiges „Den-Blues-Haben“, ohne daß ein Grund ersichtlich ist, häufiges Schmeißen und Zerbrechen von und mit Flaschen, eine eruptive Emotionalität, die sich darin äußert, daß Kommunikation für die Rose nur via Prügel und Umarmung möglich zu sein scheint.
Kurz, alle Klischees und Trivialmythen, die die Vorstellung von Blues, Rock’n’Roll und intensivem Leben prägen und geprägt haben. Im Prinzip habe ich nichts gegen Trivialmythen, wenn sie als solche kenntlich gemacht werden. Dieser Film tritt allerdings mit der Attitüde auf, bedeutsam und wichtig zu sein, eine wirklich große, tragische Frau zu porträtieren – und das gerät ihm nur peinlich.
Peinlich ist die Statistenregie bei Konzerten, peinlich die genormte Actor’s School-Spielweise von Alan Bates (der böse Manager) und Fredric Forrest (der Geliebte), peinlich die Reduktion von Kapitalismus und Ausbeutung im Showgeschäft auf die Mimik eines bärtigen Widerlings, peinlich das sich fortschreitend abnutzende Brüllen, Stampfen, Weinen, Kreischen Quieken, Röcheln, Hauchen, das für Intensität stehen soll.
Nicht peinlich, aber auch nicht besonders aufregend, ist die Allerwelts-Rock’n’Roll-Musik.
Mißlungen sind Schnitte und Inszenierung (Regie: Mark Rydell). Der Erzählstil des Films ist völlig konfus; angefangene Handlungstränge und Motive werden nicht zu Ende geführt, aufgeworfene Fragen nicht beantwortet. Handlungsbögen gibt es keine, nur mehr oder weniger wahllos aneinander geknüpfte pathetische Mini-Melodramen.
Gut in „The Rose“ ist einzig Bette Midler, die halt professionell genug ist, auch einem reduzierten Charakter ein wenig Farbe zu geben und die als Schauspielerin eben noch nicht in die Spielklischees mediokrer Fernsehserien verfällt.

