Gewichtiges Auftreten, männlich ernsthafte Chorrefrains, dazu Cowboy-Kostüme – nicht gerade die richtigen Zutaten für eine englische Band, die The Alarm, zur Zeit ein umstrittener Newcomer auf der Insel, zu verkaufen versucht. Ihre Mischung aus Verantwortungsbewußtsein, daß sich hymnenartig und mehrstimmig angriffslustig mitteilt, und einem eher schrulligen Auftreten hat denn auch schon zu so mancher Verstimmung mit einer ratlosen Presse geführt. Dafür wächst um The Alarm ein treues Fan-Häuflein. Und die Investition in ein garantiert nicht kostendeckendes Onkel-Pö-Promotion-Konzert spricht dafür, daß auch bei der Plattenfirma ein gewisses Interesse vorhanden zu sein scheint.
The Alarm klingen, grob gesagt, wie eine Mischung aus Clash und Bob Dylan mit einem Spritzer Theatre of Hate, bzw. Spear of Destiny. Und wer, wie ich, diese Mischung auf dem Papier und in der Theorie grauenhaft findet, der lasse sich gesagt sein, daß in der Praxis der Peinlichkeitsverdreifachungseffekt ausbleibt.
Von allen drei Elementen wird das Bessere herausdestilliert. Die melodiösen Kampflieder haben einen angenehm-überzogenen Charakter, nicht im Sinne einer Parodie, sondern in dem Sinne, in dem auch Jefferson Airplane (als sie noch gut waren) oder Dexy’s Midnight Runners überziehen.
Von The Alarm gibt es bislang nur eine Mini-LP mit fünf kräftigen Titeln, die durchweg aggressiver Natur sind. Sollten sie bei ihrem Live-Programm nicht hin und wieder auf andere Temperamentslagen ausweichen, könnte das messianische Gesinge vielleicht etwas eintönig werden. Hoffen wir das beste.
