The Raincoats

Wie Englands andere wichtige Frauenband The Slits hatten auch die Raincoats permanente Probleme mit Schlagzeugerinnen. Sie verschlissen eine nach der anderen und wie die Slits scheinen auch sie jetzt die Lösung in einem männlichen Drummer gefunden zu haben: Anton Fier (der außerdem bei Pere Ubu, den Feelies und den Lounge Lizards spielt) scheint für die eigenwillig spröden Song-Konstruktionen von Gina Birch, Vicky Aspinall und Ana da Silva die bislang größte Sensibilität aufzubringen. Die drei Frauen hatten Ende ’79 verblüfft, als sie (damals noch mit der legendären Palm Olive am Schlagzeug) für Englands führendes unabhängiges Label neuer Musik „Rough Trade“ eine LP mit nahezu folkloristischen Klängen, diffus bröckligen, aber äußerst reizvollen Arrangements auf den Markt brachten. Ihr Chorgesang, der einmalige Einsatz von Vicki Aspinalls Violine (die seitdem als Sessionmusikerin viel gefragt ist) waren definitive Neuheiten für die damals rasant expandierende neue Szene. Obwohl sie mit „Join The Professionals“ einen Song im Programm hatten, der etwas behandelte, was in den Medien landläufig als „Frauenthema“ gehandelt wird, nämlich Vergewaltigung, war die Etikettierung als Feministenband bei den Raincoats eine grobe Verkürzung. Zu stark stehen musikalische Ideen im Vordergrund, zu wichtig sind Klangerfindungen, als das solch eine plane „Message“ irgendetwas Sinnfälliges über die Besonderheiten dieser Band aussagen könnte.

Dann sollte man schon eher musikalische Kategorien herbeiziehen, die durchaus einige Verwandtschaften der Raincoats-Musik zu anderen Kreationen junger Musikerinnen verdeutlichen dürften. Namentlich die noch komplexere, zweite LP „Odyshape“, mit einem wunderschönen Gemälde des russischer Suprematisten Kasimir Malevitsch als Cover, weist solche möglicherweise typisch „weiblichen“ Spielweisen neuerer Musik auf, die auf die in völlig anderen musikalischen Zusammenhängen entstandenen Platten von Slits, Essential Logic oder Lizzy Mercier Descloux verweisen.