The Red Crayola – ein weiteres fragmentarisches Interview mit Mayo Thompson sowie zwei Nachrufe auf Essential Logic und The Swell Maps

Die Band mit der Mayo Thompson als Red Crayola durch Deutschland zog, ist die nunmehr dritte unter diesem Namen und hat mit den beiden vorangegangenen Ausgaben so wenig zu tun wie die untereinander. Epic Soundtracks kam von der frisch aufgelösten besten Spontanrock Bands Englands, den Swell Maps, Lora Logic war die geistige Leiterin, Saxophonistin und Sängerin der berühmten Tempowechsel-Band Essential Logic, ebenfalls frisch aufgelöst, und Ben Annesley war bis vor einem halben Jahr noch ein Jaco Pastorius verehrender Jazz-Rock-Bassist, der nicht einmal von der Existenz von Rough Trade wußte.

Schon vor einem Vierteljahr hatte ich Mayo Thompson interviewt; damals auch in seiner Eigenschaft als Pere-Ubu-Gitarrist. Die damals angekündigtige KANGAROO?-LP liegt inzwischen in ihrer ganzen philosophischen Komplexität vor den in der Mehrzahl verständnislosen Konsumenten. Seit 1974 arbeitet Mayo Thompson mit der Konzept-Künstlergruppe „Art & Language“ zusammen (was er vorher tat, ist in SOUNDS 4/81, bzw. Rock Session 4 nachzulesen), die für das Cover von KANGAROO? ein Gemälde beigesteuert haben, das ein Känguruh auf dem Kopf zeigt, ganz im Stile des Malers Georg Baselitz, der seine Motive grundsätzlich über Kopf malt (nicht verkehrt herum aufhängt, sondern wirklich verkehrt herum malt). Diese Art von Verarbeitung bekannter künstlerischer Stile (Sprachen) ist das neueste Forschungsgebiet eines Teils von „Art & Language“ (den beiden Malern Mel Rarnsden und Michael Baldwin), das unter anderem zu Gemälden wie „Joseph Stalin Gazing Enigmatically on the Body of Lenin As It Lies in State in Moscow in the Style of Jackson Pollock“ führte. Das Bild „A Portrait Of V.I. Lenin in the Style of Jackson Pollock“ gab ja bekanntlich die Grundlage für einen zweiteiligen Song von Red Crayola ab. Die beiden Bilder sehen übrigens aus wie getreue Kopien von Pollock, kein Stalin, kein Lenin. Kunst und Sprache.

Wir sind interessiert an der Geschichte der Linken und von den Linken wird oft unterschätzt, was in sozialistischen, osteuropäischen Ländern geschehen ist, daher haben wir auch das Känguruh im Stile Baselitz’ auf das Cover genommen. Baselitz ist ein Maler, der aus der DDR gekommen ist und sich hier in der BRD von gewisser Seite eines unberechtigten Faschismus-Verdachts zu erwehren hatte.“ – Was sagt er zu dem Cover? – „Er sagt: ‚Wo ist mein Belegexemplar‘, es war ja auch als Witz über Baselitz gedacht.“ Die gesamten Songs der dritten Red-Crayola-Besetzung sind in Zusammenarbeit mit Art & Language entstanden. Gemeinsam produzierte man auch ein Video, das gezeigt wurde als A & L in Belgien ihr Gemälde „Picasso’s Guernica in the Style of Jackson Pollock“ ausstellten. Ein gemeinsamer Auftritt bei der Documenta 6, 1982 soll folgen.

„Der westliche Name eines Känguruhs hat einen genetischen Charakter, eine Geschichte, wie überhaupt alle Repräsentationen. Die Geschichte des Namens erzählt uns die Geschichte seines Urhebers. Unsere Kultur, insbesondere unsere Hochkultur schafft sich durch Namen Sicherheiten, um den Graben ihrer Widersprüche zu überdecken“, schreibt Mayo über den Titelsong der LP. Welche Geschichte hat der Begriff Repräsentation, der doch eine Schlüsselrolle im neueren französischen Denken spielt, wie verwendest du ihn und bist du dir dieser Geschichte bewußt? „Ich kann dir keine Definition des Begriffs geben aber es scheint mir klar, was er hier meint. Wir kennen das französische Denken, wir wissen Bescheid über Strukturalismus; wir kennen Semiotiker wie Barthes, Sozio-Anthropologen wie Levi Strauss oder Psychoanalytiker wie Jaques „Lucky“ Lacan, aber wir sind nicht einverstanden. O.K., Foucault hat eine Menge geleistet, aber für mich gibt es keinen Sinn, sich ständig in einem Diskurs zweiter Ordnung zu bewegen (…) Sie reden eine Menge über Zeichen, aber was ist der Sinn einer Wissenschaft der Zeichen, wenn nicht geklärt wird, wer die Zeichen macht (…) Über das Thema ist aber auch schwer zu reden, weil sie alle so schwer fassbar sind sich ständig entziehen, aber überall wieder auftauchen.“ – Aber das ist doch gerade ihre Art von Strategie oder Taktik; sich den Formen des Talk-Show-Liberalismus zu entziehen, nicht auf das Diskutieren von irgendwelchen vermeintlichen Problemen einzulassen – „Was soll das für eine Taktik sein, wohin soll sie führen? Nun ja, ich will nicht über Taktiken in Deutschland sprechen. Ihr habt eine sozialliberale Regierung und seid damit mit einer ganz anderen Form von Macht konfrontiert, in England befinden wir uns ganz woanders, obwohl ich gerade in letzter Zeit immer mehr dazu tendiere, das alte Ideal des Internationalismus wiederaufzunehmen.“ – Ist denn KANGAROO? eine LP der zu drei Vierteln aus Engländern bestehenden Band Red Crayola oder ein Werk des Amerikaners Mayo Thompson? – „Das ist schwer, dazu eine Auskunft zu geben. Die Ideen dahinter haben eine andere Art von Ursprung. Sie stammen aus meiner Geschichte, aber auch von Art & Language (…) Wir wollen ja auch ein anderes Verhältnis Musik/Kunst als dieses bekannte Avantgarde-Ding, daß avantgardistische Künstler sich eben mit Steve Reich oder John Cage beschäftigen, aber eben auch nicht so was wie Andy Warhol und die Velvet Underground.“

Mayo bezeichnet das Werk „A Portrait of …“ als eine Monströsität, ein Schlüsselbegriff für die KANGAROO?-LP, ebenso werden die beiden sozialistisch-realistischen Gemälde tituliert, die als Vorlage für die Songs „The Milkmaid“ und „The Tractor Driver“ dienten. Ein Begriff, der grotesk inszenierte Lehrstücke meint, gedankliche Verzerrungen, aus denen bei der Annäherung, beim Zuhören, Hinschauen – plop! – ein didaktischer Kern hervorspringt! „‚The Milkmaid‘ bezieht sich auf ein Bild, das wirklich existiert, ein Wandmosaik in der UdSSR. Die Sprache des Songs ist die Sprache derer, die behaupten würden, das Bild sei sowohl realistisch als auch sozialistisch. Es ist die rhapsodische Sprache eines bürokratischen Lyrizismus. Die Musik des Songs bezieht sich auf westliche Formeln romantischer Unschuld und Empfindsamkeit: Cabaret pastorale –. Die Aufführung des Songs ist ein didaktischer Akt…“

Ein anderes Statement: „Monopol-Kapital ist die Voraussetzung für die Krokodilstränen der Ideologie. Das ist der Stoff aus dem die Ästhetik der herrschenden Klasse gemacht ist (über „Prisoner’s Model“) oder über die Reagan-Analyse „Born to win“: „Das Sonnen- und Erfolgsland Kalifornien bringt ganz besonders ekelhafte, utilitaristische psychologische Phantasien hervor. Eine von ihnen ist die ‚Transactional Analysis‘. Sie löst die Widersprüche deines Lebens, indem sie dich dazu bringt, politische Widersprüche als psychologisch gegeben zu akzeptieren…“

Man sieht: Jeder einzelne Red-Crayola-Song hat einen komplexen inneren Zusammenhalt, der aber nur selten direkt die Musik erfaßt, über die Mayo auch noch am wenigsten gerne redet, deutlich ist aber, daß der Einfluß von Lora Logic und vielleicht auch Gina Birch, die bei der Tour wegen universitärer Verpflichtungen fehlte, recht wirksam auf die Leichtfüßigkeit und ausgeprägte Melodik war. Im Konzert fiel der flinkfingrige Bassist Ben Annesley auf. Aber vor allem der nicht konzeptuell-geplante Teil des Konzerts, die Stimmung, Atmosphäre gehört zum Unbeschreiblichsten dieser Saison: Links die zierlich-zerbrechliche Lora Logic, die aber, wenn ein Song beginnt, mit ihrem großen kräftigen Saxophon zu Höchstform aufläuft und sich als Sängerin ständig kleine Textveränderungen herausnimmt, die der 17 Jahre ältere Mayo T. mit einem Schmunzeln kommentiert, aber er schmunzelt sowieso die ganze Zeit, während Ben Annesley, noch ein Teil australischer Fauna, wie ein Koala-Bär auf seinen Baß datscht, und seine Finger der Linken die Saiten rasant greifen, wie bei einem Melodieinstrument (aber er ist – egal was die anderen machen – auch immer mit irgendeiner Melodie beschäftigt)! Der grinsende Epic Soundtracks sitzt dahinter an seinem Kinderschlagzeug und grinst. Er spielt, als würde er Fahrrad fahren. Die richtige Zusammensetzung für eine Band, die schon in ihren Songs so viel Distanzen schaft: zwischen sich und dem Material, zwischen den verschiedenen Bestandteilen des Materials, zwischen Melodie und Text, Klangfarbe und Rhythmus. Music & Language. Es gibt einen Song, den ich trotz des Kommentars nicht verstehe „Principles Of Party Organisation“? Wieso ist das ein „Liebeslied für Sozialdemokraten, basierend auf einer Idee Stalins“, wie du in deinem Kommentar schreibst?

„Hast du Stalins ‚Prinzipien des Partei-Aufbaus‘ gelesen? Darin werden sozialistische Sprache und Ethos mit einem typisch westlich-kapitalistischen Effizienzdenken vermischt. Es paßt haargenau zur Ideologie der Sozialdemokraten. (…) Für mich sind solche Interviews auch ein Problem, vorhin bin ich von ‚Spex‘ gefragt worden, was für politische Ratschläge oder Hinweise ich geben würde. Sowas geht mir ab.“ Kannst du denn niemanden nennen, dessen politische Arbeit du bewunderst? „Es gibt einige im linken Flügel der Labour-Party, die speziell für England gute Arbeit geleistet haben. Ich finde auch Tony Benn nicht schlecht. Auf der anderen Seite bewundere ich – nein bewundern ist das falsche Wort – interessiere ich mich für Bestandteile des Denkens eines Enoch Powell (rechter britischer Politiker), der trotz falscher Grundsatzpositionen eine Menge analytisches Talent hat. Das ist wie bei Thomas Hobbes, dessen Philosophie immer von den Rechten vereinnahmt wurde, bis endlich die Linke verstand, ihn für sich zu nutzen.“ Mark Smith von The Fall verglich in einem anderen Interview dieser Zeitschrift Tony Benn einmal mit Jerry Brown und dessen mystisch-verbrämten, kalifornischen Hippie-Liberalismus. „Das ist okay für Smith, das ist eine typische Äußerung und mag auf seine Situation zutreffen, auf die Erfahrungen, die er gemacht hat. Aber er verfügt sicher nicht über mehr Informationen als ich über Tony Benn und, ohne ihn zu tadeln, muß ich sagen, daß ich andrer Meinung bin“. Du würdest also auch zustimmen, daß die Kalifornienkritik in „Born To Win“ nicht nur auf Reagan zutrifft, sondern genauso Jerry Brown meint? „Absolut, absolut!“

Dieses Gespräch ist leider nur in solchen Auszügen und mit einigen Lücken wiederzugeben, da drumherum schlechte Rockmusik, schnatternde Rock-Musiker der Bands Red Crayola und Palais Schaumburg und nicht minder schnatternde Lokalgäste die Wiedergabe auf dem Cassetten-Recorder behinderten. Ansonsten bitte ich diesen Artikel als etwas wie eine Einleitung zu einer Einführung oder als bloße Anregung zu betrachten. Red Crayola / Art & Language geben Stoff für ein zwei-semestriges interdisziplinäres Seminar in Philosophie und Kunstgeschichte. Einige Texte von Art& Language sind im DuMont-Verlag erschienen.

Nachruf auf die Swell Maps / Ein Gespräch mit Epic Soundtracks

12 Jahre alt war Epic Soundtracks 1972, sein Bruder Nikki Sudden oder Nikki Matress war 15, sie begannen auf Haushaltsgeräten herumzuklopfen und gründeten eine Band, Nikki spielte elektrische Gitarre und Epic Klavier und Schlagzeug. Fünf Jahre später erschien eine erste Single auf Rough Trade, sieben Jahre später die erste LP A TRIP TO MARINEVILLE. Das Meisterwerk der Gruppe wurde auf der Breitwand-3D-Rock-LP IN „JANE FROM OCCUPIED EUROPE“ festgehalten und das jüngst erschienene retrospektive Doppelalbum WHATEVER HAPPENS NEXT hat neben vielen schönen Tracks der letzten drei Jahre auch noch ein paar Leckerbissen aus Wohnzimmern, Küchen und anderen Privatgemächern von Swell-Maps-Mitgliedern der frühen Phase zu bieten. Neben den Brüdern Soundtracks/Sudden waren das vor allem Biggles Books, Jowe Head und Phones B. Sportsman, assoziierte Mitglieder aus fremden Städten wie Golden Cockrill vervollständigten den Clan. Bevorzugter Aufnahmeort bei den Duo-Experimenten von Epic und Phones war dessen Schlafzimmer.

„Es gab ja immer jede Menge Einflüsse von den verschiedenen Swell Maps. Das experimentelle Zeug, das ich mit Phones gemacht habe, hatte ja mit dem Rest der Band gar nicht so viel zu tun. Die erste LP wurde dann irgendwie sowas wie Geradeaus-Rock in einer obskuren Spielweise, während die zweite sehr viel eigener war, eine Art Gruppenmusik, wo immer noch sehr viel Platz für Experimente war.“ Warum habt ihr euch gerade nach dieser definitiven Platte aufgelöst? „Differenzen zwischen meinem Bruder und mir vor allem. Wir haben ja unsre erste und letzte Italien-Tour gemacht, wovon auch eine Aufnahme auf dem Doppelalbum enthalten ist, und dabei brach es dann aus: Konflikte, die schon lange schwelten. Mein Bruder steht eben auf Sachen, die ich absolut ätzend finde, wie die Rolling Stones. Mein Background sind eher The Can und frühe Soft Machine. Das sind zumindest Gruppen, denen ich bei den Swell Maps nacheiferte“.

Dann hast du dich aber mehr durchgesetzt als dein Bruder, obwohl er die meisten Credits hatte. „Nikki war vor allem Textautor und Sänger, das war seine wichtigste Aufgabe und bei vielen Stücken war ja auch nur ein Text vorgegeben. Wir haben ja fast nie geprobt und auch in fünf Jahren nur ungefähr 35 mal gespielt.“ – Was machst du jetzt? „Nun, ich spiele in dieser Band, ich habe eine Solo-Single gemacht, die mich vor völlig neue Probleme stellte. Ich hatte ja noch nie einen Song geschrieben und ich habe vor allem noch nie gesungen und das wird jetzt Robert Wyatt machen, aber vor allem bin ich bei Red Crayola.“ – Aber da bist du doch nur ausführendes Organ von Mayo? – „Oh, nein! Dies ist eine Band, keine Session-Musiker, keine Rough-Trade-All-Stars. Mayo kommt mit so einem Melodieansatz in Studio, dudelt irgendwas, twäng, twäng, das zum Text paßt und dann machen wir die Musik gemeinsam. Red Crayola klingt doch heute anders als zu Zeiten von Jesse Chamberlain.“

Die Größe der Swell Maps droht vergessen zu werden, bevor sie richtig bekannt wurde. Die erste LP und Singles wurden noch von einer Punk-Euphorie getragen und entsprechend vereinnahmt („Damit hatten wir nie etwas am Hut, wir wurden in England auch nie so verstanden, eher als schräge Rockband, die sich um jeden Preis der Öffentlichkeit entzieht“), aber was IN“JANE… auszeichnete sind für mich Erfolge einer experimentellen Rockkonzeption, die PIL weit hinter sich lassen, hier finde ich die räumlich angelegten Improvisationen, die ich auf FLOWERS OF ROMANCE vergeblich suche. Hier wurde ohne Scharlatanerie und sehr vital wirklich etwas für eine Erweiterung der Rock-Musik getan, wie bei den Vorbildern Can und Soft Machine. Und vor allem – das zeigt das Doppelalbum sehr schön – sind die Swell Maps nie ultraernst und distanzlos zu sich selbst.

Alle Mitglieder stecken jetzt in Solo-Projekten, Epic hat gerade für seine Single Streicherarrangements gemacht, Jowe Head hat eine Solo-LP für Armageddon fertig und Biggles hat auf einer Vier-Spur-Maschine eine Platte aufgenommen.

Whatever happens next …

Nachnd auf Essential Logic / Gespräch mit Lora Logic Lora ist zur Hälfte Deutsche, zu anderen Finnin und in England aufgewachsen. Ihre Stimme ist ca. zwei Oktaven höher als ihre Singstimme und sie ist eine Großnichte von Kurt Weill. Als Fünfzehnjährige schloß sie sich X-Ray-Spex an, einer der besten Punk-Bands jener Epoche (77) und auf deren Debüt-Single, jenem göttlichen „Oh Bondage Up Yours“ hört man ihr Saxophon. Irgendwann kam mal ein Reporter hinter die Bühne und wollte wissen wie die beiden Mädchen heißen. Man ließ sich etwas einfallen und X-Ray-Spex-Sängerin Poly Styrene heißt seitdem Poly Styrene, Lora nannte sich Logic. Sie verließ die Gruppe bald und gründete Essential Logic, nahm Singles, eine LP auf. Viel verhaktes, raffiniertes Zeug, das in diesem Blatt schon des Öfteren gewürdigt wurde, auch wenn hin und wieder der Vorwurf auftauchte, daß Lora zu kalkuliert komponiere. „Laß die Leute sagen, es sei zu komplex, ich denke darüber nicht nach. Ich weiß nur, daß meine Musik von Gefühlen und musikalischen Überlegungen bestimmt ist.“ Es ist eben doch sowas wie Frauenmusik, ich laß mir nicht ausreden, daß es sowas gibt, man merkt es am Rhythmus, an der Sprunghaftigkeit.

Während sie noch zur Schule ging nahm sie also Platten auf, dirigierte ihre inzwischen aufgelöste Männerband („Drei Jahre sind mehr als genug“), komponierte, tourte und arbeitete hin und wieder als Sessionmusikerin, etwa bei den Raincoats, den Swell Maps und sogar bei den Stranglers. „Ihr Manager fragte mich und ich hatte Angst. Wer sind die Würger? Ich hatte nie von ihnen gehört, aber sie waren eigentlich ganz nett, üble Sexisten natürlich.“ Loras Image war eigentlich immer recht nahe am Wunderkind: sehr jung, Frau und dann noch dieser Name:

Essential Logic – sehr konzeptverdächtig. „Ich glaube nicht an Konzepte, das sind alles nur irgendwelche Namen. Meine Beziehung zur Musik begann damit, daß ich mit meinem Saxophon zu den Big-Band-Platten meines Vaters zu spielen anfing. Alles weitere entwickelte sich aus der Musik heraus.“ Lora arbeitet jetzt ohne ihre Band, die sich letzten Dezember auflöste, „die Musiker wurden zu routiniert, mußten den Tour- und Studiostreß mit Alkohol kompensieren (…) Was ich machen werden wird wahrscheinlich sehr funky, aber es wird ein Lora-Logic-Song-Album. Bevor ich wieder mit einer Band touren würde, müßte ich erstmal eine längere Pause machen und mich ein paar anderen Dingen zuwenden.“

Ihre Haare hat sie in ein Palästinenserfeudel gewickelt. Darunter ist Afro, sie trägt einen Kittel: „Hast du jetzt genug Informationen“, fragt sie nach einer 1/2 Stunde und wird erst richtig gelöst, als das Tonbandgerät ausgeschaltet ist. Wer kann schon genug kriegen?