Zur Zeit häufen sich gute amerikanische Action-Filme, neue Regisseure von Brian de Palma bis John Carpenter drehen Filme die eingedenk der Tradition stilistisch Neuland betreten.
Deutschlands langweilige Filmkritiker tolerierten das einige Zeit, jetzt schlagen sie zurück, alles wie gehabt. Brutalisierung und reaktionäre Moral vermeinen sie dort zu entdecken, wo die plumpen, schwerfälligen Nahaufnahmen mit psychologisierender Absicht fehlen. Sie lieben halt ihren Bergmann und das poröse Gesicht einer Liv Ullmann in Nahaufnahme; auf ihren Lippen am besten ein Wort wie „Mutter“ und ihnen läuft ein kalter Schauer über den Rücken.
Für die gegenwärtige Attacke des Filmfeuilletons gegen die böse amerikanische Unterhaltungsindustrie und deren neuestes Verdummungsmanöver muß neben Carpenters „Halloween“ vor allem „Die Warriors“ herhalten. Der Film motiviere zur Gewalt, heißt es, und es scheint wahr zu sein: Drei Leute mußten schon ihr Leben lassen bei Vorführungen dieses Films in New York. „Warriors“ sind eine Straßengang, die im Mittelpunkt einer brilliant inszenierten Verfolgungsjagd durch das nächtliche Graffiti-Neon-New York stehen, rund um U-Bahn Schächte und Slums. Die sich im Laufe dieser Verfolgungsjagd ergebenden Kämpfe und Schlachten sind wesentlich weniger brutal, als etwa in „Clockwork Orange“.
Klar, daß wenn sich die Zielgruppe diesen Film ansieht, ihre Wut und ihr Haß nicht vor der Kasse zurückbleiben. Aber nach Morden im Gemischtwarenladen oder an der Eisdiele kräht hier auch kein Hahn. Den Film mit Gewalttätigkeit ursächlich in Verbindung zu bringen ist einigermaßen absurd, wenn man ihn gesehen hat. Er motiviert zum Leben, nicht zum töten, vielleicht aber zum Widerstand. Noch der letzte Slumbezirk wird zum aufregenden Dschungel stilisiert, die Ärmsten der Armen werden zu schönen, wilden Geschöpfen. Die Werte der Warriors sind das Kollektiv und dessen Zusammenhalt, nur gemeinsam überlebt man.
Eigenartig widersprüchlich ist, wie gut die Choreographie der Actionszenen gelungen ist und wie wächsern die Gesichter der „Warriors“ aussehen, wenn sie Atem holen.
