Wenn der Postmann zweimal klingelt …

„Wenn der Postmann zweimal klingelt“ heißt eigentlich „The Postman Always Rings Twice“. Der Postmann klingelt nämlich immer zweimal, nicht nur gelegentlich. Außerdem heißt Postman auf deutsch Briefträger und nicht Postmann. Soweit dies.

Bob Rafaelson hat der Welt neben allerlei allzu tiefsinnigen Kunstfilmen in den Sechzigern die Monkeys gegeben. Dafür gebührt ihm ein ehrendes Andenken. Jetzt hat er sich an das Remake eines der großartigsten Kriminalfilme aller Zeiten gemacht und das beweist zumindest Geschmack.

Tay Garnet hat die Geschichte von James M. Cain, dessen Romane für viele Jahrhundertwerke des Kinos die Vorlage lieferten („Double Indemnity“), 1946 trocken, knapp und schwarz/weiß verfilmt. Der Film wurde zur definitiven Anthologie menschlicher Miesheit und Nichtigkeit. Die Welt ist schlecht, die Menschen darin schlecht und übellaunig, und das einzige, das ihnen bleibt, ist Sex. Nicht grunzender Italo-Wollust-Sex, sondern stumpf-effektives amerikanisches Durchnageln. Landstraßen-Fick. Deswegen mußte Luchino Visconti auch die Bearbeitung desselben Stoffes mißlingen („Ossensione – Von Liebe besessen“).

Die Story mit ihren rasanten Handlungsumschwüngen wird von Rafaelson leider viel zu gemächlich und künstlich erzählt, ihre besten Momente werden weggelassen. Seine farbenprächtige, nostalgische Rekonstruktion der Dreißiger, seine opulente Depression machen aus authentischem Straßenstaub kunstgewerbliche Hollywood-Kulisse.

Dennoch sind auch Rafaelson einige starke Szenen gelungen: den vertrottelten, ebenso liebens- wie hassenswerten Griechen hat er glänzend besetzt, Jack Nicholson stört nicht so, wie es die Fachkritik glaubt, und Jessica Lange kann es fast mit Lana Turner aufnehmen, die nur etwas ordinärer war. Alle Szenen, die außerhalb des so deutlich gebastelt wirkenden Zeitbezugs spielen, haben einige Schärfe und Power, und man wünscht sich dann zuweilen, Rafaelson möge diese Geschichte doch in die Gegenwart versetzen. Denn so unähnlich sind diese Zeiten den Dreißigern doch nicht.