Woody Allen: Stardust Memories

Der überschätzte Komiker (Jerry Lewis konnte er noch nie das Wasser reichen) und leidlich talentierte Regisseur hat versucht, mit dem einen das andere zu lösen. „Stardust Memories“ ist ein FilmKUNSTwerk des Regisseurs Allen in geradezu klassischer, von absurdem Theater, Surrealismus etc. beeinflußter 50er Jahre-Manier (natürlich schwarz/weiß) über das/die Leiden des Komikers Woody Allen, den Kritiker, Fans und anderes Superstar-Gedöhns belästigt und den keiner ernst genug nimmt oder richtig versteht, weil er lieber Künstler als Hanswurst wäre. Mit viel Mühe und höchst perfekt richtet Allen wieder einmal seine anachronistische Welt aus jüdischer Intellektualität, bärtigen Psychoanalytikern, Jazz und den anderen unvermeidbaren Requisiten einer vagen Vergangenheit ein und verläßt sich dabei ganz auf die Wirksamkeit einer perfekt reproduzierten Asthetik von früher.

In „Manhatten“ war das kokette Spiel mit anachronistischem Kino und Bewußtsein noch überzeugend als solches kenntlich gemacht, und damit sinnvoll. Anders in „Stardust Memories“. Obwohl es keinen Hinweis gibt, wann der Film spielen soll, ist klar, daß die Historizität der filmischen Form an keiner Stelle reflektiert oder in Frage gestellt wird, denn all die verschiedenen Dimensionen, Ebenen, die die Handlung kennzeichnen, haben keinen Einfluß auf ihre Vermittlung. Im Gegenteil: Gerade das exzessive Spiel mit Träumen, Visionen, Zurücknahmen von Handlung ist neben der sehr dekorativen Ausnutzung der Schwarz/Weiß-Ausstattung selbst zur Form geworden.

Diese Form, das permanente in-Frage-Stellen von erzählter Wirklichkeit, hat ihren historischen Platz. Sie stammt aus einer Zeit, in der die Menschen eine gewisse Art von Problemen hatten, die sie, heute nicht mehr haben. Auch Woody Allen hat solche Probleme heute objektiv sicher nicht. Seine wahren Probleme romantisiert er, indem er sie in einer geschlossenen nostalgischen Ästhetik auslebt. Unreflektiert, also ohne zu wissen, was er tut.

Soll er. Aber ohne mich.